Kornhofspeicher
Bereits im Mittelalter waren die Bürger der
Stadt auf die Versorgung durch Bauern aus
dem Umland angewiesen. Erst durch diese
Versorgung wurde der Aufstieg der Städte zu
Zentren möglich. Um auch längere Zeiträume
ohne regelmäßige Bauernmärkte zu überleben,
beispielsweise bei einer Belagerung oder beim
Ausbruch von Seuchen auf dem Land,
errichtete Erfurt ab 1354 einen Kornspeicher,
um die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu
versorgen. Neben Getreide wurden hier auch
zahlreiche andere Lebensmittel gelagert.
Durch ein rasches Bevölkerungswachstum,
angetrieben durch florierenden Handel im 14.
und 15. Jahrhundert, dehnte sich Erfurt massiv
aus. Dadurch wurde der bestehende Speicher
zu klein.
Daraufhin entschied sich der Stadtrat im Jahr
1467 für den Neubau des Kornspeichers. Hierzu
nutzte man diesen Standort. Zu dieser Zeit lag
hier der jüdische Friedhof Erfurts. Es kam zur
Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus der
Stadt und zur damit einhergehenden Auflösung
des Friedhofes. Die Grabsteine wurden zum
Bau des Kornspeichers genutzt. Daran sieht
man, dass der Antisemitismus in Europa tief
verwurzelt ist. Es ist daher unser aller Aufgabe,
wachsam zu sein und diese verachtenden
Zeiten endlich hinter uns zu lassen.