ehem. Augustinerkloster
Im Jahr 1277 errichtete der Bettelorden der
Augustiner an dieser Stelle ein Kloster,
nachdem Streitigkeiten mit dem Rat der Stadt
beigelegt werden konnten. In die neu errichtete
Klosteranlage wurde eine aus dem Jahr 1131
stammende Kirche integriert. In den folgenden
Jahrhunderten florierte das Kloster. Es konnte
eine umfangreiche Bibliothek aufbauen und das
Kloster erweitern.
Zwischen 1505 und 1511 lebte auch Martin
Luther in dem Kloster als Bettelmönch. Seine
Zelle kann im Rahmen von Führungen
besichtigt werden. Hier wurde Luther zum
Priester geweiht und las seine erste Messe.
Wenige Jahre später traten viele Mönche im
Zuge der Reformation aus dem Kloster aus.
1559 wurde die Anlage säkularisiert, also
entweiht und das Kloster aufgelöst.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Klosteranlage
erheblich beschädigt, beispielsweise wurde das
Inventar der Bibliothek für immer zerstört.
Nach dem Krieg wurden viele Teile des Klosters
wiedererrichtet oder saniert. Danach nutzte die
Evangelische Kirche die Klosteranlagen und
verhinderten damit den vom DDR-Regime
geplanten Abriss der Anlage.
Zwischen 2000 und 2004 wurde die Anlage
umfassend saniert und weitere, im Laufe der
Jahrhunderte verschwundene, Gebäude
wiedererrichtet (beispielsweise die Bibliothek).
Dadurch wurde die mittelalterliche
Klosteranlage wiederhergestellt. Heute ist es
weiterhin ein evangelisches Kloster sowie eine
ökumenische Begegnungsstätte. Nicht
entgehen lassen sollte man sich die sehr
sehenswerten Glasfenster aus dem frühen 14.
Jahrhundert in der Klosterkirche.
Heute zählt das Kloster zu einer der
bedeutendsten Luther-Gedenkstätten in
Deutschland und wird auch als Wiege der
Reformation bezeichnet. Hier entwickelte er
seine grundlegende Einstellung zur Kirche und
Gesellschaft und legte den Grundstein der
Reformation. Bereits kurz nachdem Luther
seine Thesen in Wittenberg an die
Schlosskirche geschlagen hatte, wurde in Erfurt
1530 der „Hammelburger Vertrag“
unterzeichnet, der ein ökumenisches
Zusammenleben von katholischen und
evangelischen Gläubigen ermöglichte.
ehem. Augustinerkloster