Dünzebacher Torturm
Über die Geschichte der mittelalterlichen
Stadtmauer von Eschwege ist nur wenig
bekannt. Im Jahr 1249 wird sie erstmals
urkundlich erwähnt. Zunächst war nur die
Altstadt ummauert. Mit der Stadterweiterung
um die Neustadt wurde der Stadtmauerring
deutlich vergrößert. Der Dünzebacher Torturm
ist eines der letzten erhaltenen Zeugnisse der
Stadtmauer.
Zunächst stand an dieser Stelle das
Dünzebacher Stadttor, erst im Jahr 1531 wurde
der heutige Torturm errichtet. Im 19.
Jahrhundert behinderte die Stadtmauer bzw.
die Stadttore die städtische Entwicklung
Eschweges, da sie zum „Nadelöhr“ für die
breiten Straßen wurden. Aus diesem Grund riss
man große Teile der Stadtmauer und – bis auf
den Dünzebacher Torturm – alle Stadttore ab.
Weil der Dünzebacher Torturm neben der
Straße lag, entging er seinem Abriss.
Viele Jahre diente der Turm auch als
städtisches Gefängnis. Besonders im 16. und
17. Jahrhundert wurden hier im Zuge der
Hexenverfolgung Menschen gefoltert. Zwischen
1550 und 1650 kam es in vielen Teilen
Deutschlands zur Verfolgung von Hexen, wobei
zumeist Frauen und Mädchen betroffen waren.
Zu dieser Zeit kam es in der Gesellschaft und
der Umwelt zu großen Veränderungen. Damals
sanken die Durchschnittstemperaturen in
Europa durch die „Kleine Eiszeit“, was
Missernten und Verlust an Vieh zur Folge hatte.
Zudem kam es zu verheerenden Seuchen und
großen Kriegen (z. B. Dreißigjähriger Krieg).
Dadurch war die Bevölkerung verunsichert und
begab sich auf die Suche nach Schuldigen. Man
machte Frauen, Mädchen und Männer für diese
Unglücke verantwortlich, die nicht in das
damals typische gesellschaftliche Schema
passten und deshalb völlig unschuldig den Tod
fanden.
möglicher Verlauf der inneren (vor dem Bau
des Stadtschlosses im 14. Jahrhundert) und
äußeren Stadtmauer, sowie der Erweiterung
nach der Errichtung des Stadtschlosses
Skizze nach Interpretation der Beschreibungen von Jacob und Wiegand 1992 und den
Kupferstichen von M. Merian aus dem 17. Jahrhundert