Schulberg
Der Schulberg ist ein kleiner Hügel, der
zwischen der Werra und dem Altstadtkern liegt.
Aufgebaut wird der Berg durch den Unteren
Buntsandstein. Das Material des heutigen
Sandsteins wurde ursprünglich vor über 250
Millionen Jahren abgelagert. Damals sah es hier
noch ganz anders aus. Die Region lag auf etwa
auf 25° nördlicher Breite in einem breiten
Trockengürtel. Damals befand sich hier ein
riesiges, flaches Becken. Flüsse aus dem Süden
fluteten das Becken immer wieder und
schwemmten Sand in die Fläche, anschließend
trocknete das Becken aus. Dadurch entstanden
mächtige Sandablagerungen, die über Millionen
von Jahren zu Sandstein wurden.
Schon die frühen Siedler nutzten diesen Hügel
gerne, denn hier war man vor Hochwasser der
Werra gut geschützt. Während der Königshof
wahrscheinlich im Bereich des Marktplatzes lag
(vgl. Station 1), stand auf dem heute als
Schulberg bezeichneten Hügel das um 1000
gegründete Cyriakusstift (vgl. Station 1).
Die erste Äbtissin und Gründerin des Stifts war
Sophia (wahrscheinlich um *975, †1039). Von
Zeitgenossen wurde sie als eine sehr gebildete
und tatkräftige Frau beschrieben. Sie
unterstützte auch tatkräftig ihren jüngeren
Bruder Otto III. (*980, †1002), der deutscher
König und Kaiser war (vgl. Station 1). Bis zum
hessisch-thüringischen Erbfolgekrieg
(1247–1264) florierte das Stift, wodurch auch
die Wirtschaft der Stadt angekurbelt wurde. Im
Jahr 1466 kam es zu einem schweren Brand in
der Klosteranlage. Wenige Jahre später (1504)
wurde es in ein Benediktinerinnenkloster
umgewandelt, sodass das Kloster nun der Stadt
unterstand und nicht mehr frei agieren konnte.
Im Zuge der Reformation wurde das Kloster
aufgelöst, womit auch die jahrhundertealte
Schultradition des Klosters endete. In dem
Kloster wurden sowohl Jungen als auch
Mädchen – natürlich streng nach Geschlechtern
getrennt – unterrichtet. Jungen wurden bis zur
Hochschulreife begleitet, Mädchen lernten nur
Beten und Lesen.
Bis in die Neuzeit war die Bildung meist
ausschließlich für Jungen bestimmt. Mädchen
kümmerten sich gezwungenermaßen
zusammen mit ihren Müttern um Haus und Hof.
Die mittelalterliche Gesellschaft war extrem
patriarchisch ausgerichtet. Männer hatten fast
immer das Sagen und bekleideten alle
wichtigen Ämter in der Stadt und dem Staat.
Auf die Belange der Frauen wurde nur selten
eingegangen. Bis heute schwingt dieses
rückständige Weltbild nach und bremst damit
wahren Fortschritt oftmals aus.
Nach der Auflösung des Klosters wurde die
Jungen- und Mädchenschule in den Gebäuden
fortgeführt. Im Jahr 1828 wurden die alten
Stiftsgebäude abgerissen, die Jungenschule
nutzte nun das „Hochzeitshaus“ direkt am
Schulberg, während für die Mädchenschule ein
neues Gebäude auf dem Berg errichtet wurde.
Dieses Gebäude wird heute von einer
Musikschule genutzt. Seit dem 19. Jahrhundert
wird der Berg als Schulberg bezeichnet, um an
die lange und bedeutende Schulgeschichte zu
erinnern.
Der heute als Karlsturm bezeichnete Turm ist
der letzte erhaltene Teil des ehemaligen
Cyriakusstift. Es war der Westturm der
ehemaligen Klosterkirche. Bis ins 19.
Jahrhundert befand sich auf dem Turm die
Wohnung eines Türmers, der über die Stadt
wachte.
Das renaissancezeitliche Hochzeitshaus zählt
zu den schönsten Gebäuden Eschweges und
wurde um 1578 errichtet. Wie der Name des
Hauses bereits vermuten lässt, wurde es als
Feier- und Festhaus errichtet. Wohlhabende
Familien konnten das Gebäude für private oder
auch öffentliche Veranstaltungen und Feiern
nutzen, auch die Zünfte hielten hier ihre Feiern
und Empfänge ab. Von 1823 bis 1992 wurde
das Gebäude als Schule genutzt, heute befindet
sich hier unter anderem das Stadtarchiv.