Flensborghus

Das Flensborghus wurde um 1725 als erstes Waisenhaus der Stadt aus Steinen der damals abgerissenen Duburg (vgl. Station 10) errichtet. Die Initiatorin war Maria Christina Lorck, die es im Auftrag der St. Marien- Gemeinde gründete. Unterstützt wurde sie von ihrem Stiefvater, dem Kaufmann Christian Thomsen und ihrem Onkel, dem Ratsverwandten Jess Lorenzen Lorck sowie Hans Clausen, dem damaligen Bürgermeister Flensburgs. Außerhalb Kopenhagens war es das einzige Waisenhaus im damaligen Gesamtstaat Dänemark und zeigt die große Bedeutung Flensburgs. Ab 1760 wurde das Waisenhaus durch ein städtisches Zucht- und Arbeitshaus erweitert. Der Name lässt es schon vermuten, diese neuzeitlichen Waisenhäuser hatten nur wenig Gemeinsamkeiten mit den heutigen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. Meist waren es „Aufbewahrungsstätten“ für verwaiste Kinder und Erwachsene, die sich nicht der Gesellschaft anpassen wollten. Oft glichen sie eher Gefängnissen bzw. geschlossenen Anstalten. Die Kinder werden wahrscheinlich eine sehr strenge, gewalttätige Erziehung genossen haben, und nicht eine verständnisvolle Kindheit gehabt haben. Es waren raue Zeiten damals... Heute könnte man sich solche Zustände nicht mehr vorstellen. Im Jahr 1813 wurde das Waisenhaus geschlossen. Nun war in dem Gebäude eine Spinnschule untergebracht. Später wurde es eine Suppenküche für arme und bedürftige Bürger Flensburgs. Nach dem Deutsch- Dänischen Krieg 1864 wurde das Gebäude umgebaut und als preußische Kaserne genutzt; ab 1893 diente es als Hotel. Nach der Volksabstimmung im Jahr 1920 wurde das Gebäude an den dänischen Kulturverein Grænseforeningen verkauft. Heute sind hier mehrere teils politische Vereine zu finden, die sich für die Interessen der dänischen Minderheit einsetzen, wie beispielsweise der Südschleswigsche Verein (SSF), die Dänische Jugendorganisationen in Südschleswig (SdU), der Landesverbandes des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW) und die Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen. Ein paar Schritte die Norderstraße weiter, befindet sich auf der rechten Seite der Kaufmannshof „Norderstraße 86“. Die große Hofanlage mit malerischem Innenhof stammt aus der Zeit um 1760 und zählt zu den schönsten Hofanlagen Flensburgs. Auf dem Hof war einst eine der ältesten Schnapsbrennereien der Stadt. Hier wurde der Kümmelschnaps „Bommerlunder“ gebrannt und damit „erfunden“. Weltbekannt wurde dieser Schnaps unter anderem auch durch einen Song der Rockband „Die Toten Hosen“ aus dem Jahr 1987 – inzwischen ist es ein Klassiker auf ihren Konzerten.
Kaufmannshof „Norderstraße 86“