Nordertor
Über die frühe Befestigung der einzelnen
Siedlungen, aus denen die Stadt entstand, ist
nur wenig bekannt. Schon damals gab es eine
Seesperre in der Förde, um die Einfahrt von
fremden Schiffen bzw. Flotten zu verhindern.
Wahrscheinlich waren die einzelnen
Siedlungskerne durch Wälle und Palisaden
geschützt.
Mit der Stadtgründung wuchsen die
verschiedenen Gründungszellen Flensburgs
nach und nach zusammen. Ab etwa 1345
wurde mit dem Bau einer Stadtmauer
begonnen. Damals erlaubte der Graf des
Herzogtums Schleswig den Bau einer
Stadtmauer. Es zeigt, dass die Städte schon
damals nicht ganz unabhängig agieren
konnten, sondern – wie beim Bau einer
Stadtmauer – um Erlaubnis fragen mussten.
Wahrscheinlich werden die Bürger die Mauer
zudem aus eigenen Mitteln finanziert haben,
beispielsweise über zusätzliche Steuern, was
damals durchaus üblich war. Wer die Mauer
errichtet hat, ist unbekannt. Wahrscheinlich
waren es die Bürger Flensburgs, die selbst
Hand anlegen mussten.
Die Stadtmauer war etwa 4,30 Meter hoch und
bis zu einem Meter breit. Sie bestand aus zwei
Mauern mit einem Abstand von etwa einem
Meter, der dann mit Schutt und Erde gefüllt
wurde. Zusätzlich gab es mehrere Wachtürme
und Vorburgen an bzw. vor der Mauer, um sie
zusätzlich zu stärken. Mit dem Bau der Duburg
wurde diese auch in den Stadtmauerring
eingeschlossen. Auf der Landseite wurde eine
Landwehr hoch über der Stadt als zusätzlicher
Schutz angelegt. Wie die Mauer auf der
Seeseite aussah, ist unklar. Besonders im
Hafenbereich gab es mehrere Zugänge zum
Wasser, sodass die Mauer hier sehr
„durchlässig“ war – wenn es hier überhaupt
eine gab. Ab dem 18. Jahrhundert wurden
große Teile der Mauer abgerissen.
Das Nordertor ist eines der letzten erhaltenen
Teile der Flensburger Stadtbefestigung. Das
erste Nordertor wurde um 1345 errichtet, es
befand sich etwa 100 Meter weiter südlich im
Bereich des heutigen Hauses „Norderstraße
122“. Im 16. Jahrhundert wurde die
Stadtmauer nach Norden verlegt und das
heutige Tor wurde um 1595/1596 errichtet.
Noch immer gibt es Diskussionen um das
exakte Baujahr – es zeigt, wie komplex die
genaue Datierung eines Gebäudes ist.
Die mittelalterliche Stadtmauer hatte
verschiedene Funktionen:
Zum einen schützte sie die Stadt vor Feinden
und Räuberbanden. Im Mittelalter zogen oft
kriminelle Banden durchs Land und überfielen
reisende Händler, manchmal auch ungeschützte
Dörfer, Höfe in Alleinlage und kleinere Klöster.
Meist kamen die Räuber ohne Strafe davon,
denn man konnte sie nicht ausfindig machen.
Die Mauern und Türme der Städte hatten auf
die Gauner eine abschreckende Wirkung, denn
der Zugang wurde kontrolliert und die Flucht
war erschwert.
Zum anderen ermöglichte die Stadtmauer eine
vergleichsweise gute Zugangskontrolle nach
Flensburg. Der Stadtrat konnte auf diese Weise
überwachen, wer sich wie lange in der Stadt
aufhielt.
Nachts und am Sonntag waren die Stadttore
geschlossen und damit der Zugang nicht
möglich. Üblicherweise hatten Fischer spezielle
Pforten, um früh morgens mit der Arbeit
beginnen zu können.
vereinfachter Stadtplan Flensburgs um 1550 mit
Grundstücken , Bebauung , Kirchen / Kloster/
Burg , Rathaus , Stadtmauer , Palisaden
und Wallanlagen .
Grafik in Anlehnung an: Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte 1966