Haus zum Walfisch

Im Mittelalter standen an der Stelle des heutigen „Haus zum Walfisch“ drei kleinere Gebäude: „Zum Blattfuß“, „Zum Sampson“ und „Zum Ofenhaus“. Im Jahr 1506 kaufte Jakob Villinger eines der Häuser, später dann auch die beiden anderen Gebäude. Er hatte im Jahr 1510 das Amt des Generalschatzmeisters von Königs Maximilians I. (*1459, †1519) angetreten und damit ein sehr hohes Amt im Reich der Habsburger inne. Der Generalschatzmeister ist vergleichbar mit einem heutigen Finanzminister. Dennoch konnte Villinger trotz seines hohen Amtes in der Stadt nicht einfach machen was er wollte: zunächst wollte der Stadtrat ihm keine Abriss- und Baugenehmigung geben. Erst im Jahr 1514 erhielt Jakob Villinger die Erlaubnis, die drei Gebäude abzureißen und das „Haus zum Walfisch“ zu errichten: 1516/1517 wurde es fertiggestellt. Ein schönes Beispiel dafür, dass es auch damals schon genaue Vorgaben und Gesetzte für den Bau eines Hauses gab. Das „Haus Zum Walfisch“ hat eine kräftige rote Fassadenfarbe und sticht aus der übrigen Bebauung der Straße heraus. Solch eine Farbe hatte das Gebäude bereits zu Zeiten, als es errichtet wurde. Damals waren bei weitem nicht alle Häuser schlicht und grau, sondern wurden oftmals mit einem Farbanstrich versehen. Die mittelalterlichen Städte waren also viel farbenfroher, als man zunächst vielleicht denkt. Zudem hatten im Mittelalter quasi alle Gebäude einen Hausnamen. Er war oft an der Fassade zu lesen. Damals dienten die Häusernamen nicht zur Unterhaltung der vorbeilaufenden Passanten, sondern sie hatten eine wichtige Aufgabe. Damals gab es noch keine Hausnummern. Stattdessen hatte jedes Haus in der Stadt einen Namen: der dazu diente, das Haus in der Stadt zu finden oder zumindest seine Lage einem Besucher/Auswärtigen zu beschreiben. Erst im Jahr 1806 wurden in Freiburg Hausnummern eingeführt. Zwischen 1529 und 1535 wohnte in dem Haus der Theologe und Philosoph Erasmus von Rotterdam (*1466/1469, †1536). Eigentlich lebte er in Basel und lehrte dort an der Universität. Aufgrund der Reformation floh er damals in das streng katholische Freiburg, wo die Reformation noch nicht Fuß fassen konnte. Erasmus von Rotterdam war zwar auch ein Kritiker der damaligen katholischen Kirche, konnte sich jedoch auch nicht so recht mit Martin Luthers Lehren anfreunden.
Lugo fragt sich noch immer, wie die Hausnamen Walfisch und „Zum roten Kopf“ wohl zustande gekommen sind… Wie würdest du dein Haus nennen, wenn es einen Namen hätte?
Zum Hermelin Zum Blattfuß Zum Sampson Zum Ofenhaus Zur Rosen Zum Silberberg Zum roten Kopf Zur Gilgen Zur weißen Lilie Zum Wachsstock  OpenStreetMap contributors  Zum Gauch
Haus zum Walfisch [gelb] mit der vorherigen Bebauung („Zum Blattfuß“, „Zum Sampson“ und „Zum Ofenhaus“), sowie den umliegenden Gebäuden mit ihren teils skurrilen Hausnamen