Freiburger Bächle

Der kleine Platz „Oberlinden“ wird durch eine Linde aus dem Jahr 1729 geschmückt. Schon im 13. Jahrhundert stand auf dem Platz eine Linde. Der Bereich rund um den Platz zählt zu den ältesten der Stadt und war jahrhundertelang das Stadtviertel der Handwerker. Das interessanteste Gebäude an dem kleinen Platz ist das „Gasthaus zum Bären“. Es soll das älteste Gasthaus Deutschlands sein und lässt sich bis ins 12. Jahrhundert belegen. Der Oberlindenbrunnen wurde 1535 erstmals erwähnt. Am Platz Oberlinden findet man, wie an vielen Stellen in der Stadt, die Freiburger Bächle – hier beginnt das Bächle-System. Es wird von dem Fluss Dreisam gespeist. Die genaue Geschichte der Bächle ist bis heute ungeklärt. Möglicherweise wurden sie bereits mit der Stadtgründung um 1120 angelegt – erst 1220 werden sie erstmals erwähnt. Diese Bächle waren ein bedeutender Teil der Wasserversorgung im mittelalterlichen Freiburg. In der Region liegt das Grundwasser nämlich in etwa 12 Metern Tiefe, sodass Brunnen immer ein Problem darstellten. Tiefbrunnen waren sehr aufwändig zu graben und wurden nur für Notfälle errichtet. Das Trinkwasser für die Laufbrunnen der Stadt wurde über hölzerne Wasserleitungen aus den umliegenden Bergen geleitet. Das Brauchwasser zum Waschen und Reinigen hingegen wurde von den Freiburger Bürgern aus den Bächle entnommen, denn diese konnten relativ leicht über die Dreisam befüllt werden. Außerdem konnte mit dem Wasser das Vieh getränkt und Feuer gelöscht werden. Ein weiterer Vorteil: die Bächle leiteten das Regenwasser rasch aus der Stadt ab. Ursprünglich verliefen die Bächle in der Mitte der Straßen. Im 19. Jahrhundert wurden sie an den Straßenrand verlegt, denn sie waren dem zunehmenden Verkehr im Wege. Heute sind die Bächle ein bedeutendes Markenzeichen Freiburgs und werden von Einheimischen wie auch Besuchern geschätzt. In Zeiten von Starkregenereignissen und Sturzbächen sind sie möglicherweise zukunftsweisend und werden vielleicht noch einmal eine Renaissance erleben.