Marktplatz und altes

Rathaus

Seit der Bronzezeit ist die Region des heutigen Göttingens besiedelt. Damals gab es allerdings noch keine festen Siedlungen. Stattdessen zogen die Menschen als Jäger und Sammler durch das Land und hinterließen erste Siedlungsspuren in Form von Speerspitzen und Faustkeilen. Kaum etwas ist über diese Menschen und ihre Wanderungen bekannt. Um das Jahr 600 entstand im östlichen Bereich der heutigen Altstadt eine erste kleine Handels- und Handwerkersiedlung, das sogenannte „alte Dorf“ oder „Gutingi“. Benannt ist es nach dem ehemaligen Fluss Gote, der für den Ort umgeleitet wurde. Es war damals nicht die einzige sächsische Siedlung, stattdessen war die Region vergleichsweise dicht besiedelt mit etlichen kleinen Dörfern entlang des Leinetales. Ab etwa 690 wurde die Region nach und nach christianisiert – ein Prozess der sich über mehrere hundert Jahre hinzog. Dadurch wurde die Region politisch betrachtet zerstückelt, da unterschiedliche Bistümer die Christianisierung vorantrieben, um von Territorialzugewinnen zu profitieren. Teile der Region kamen so in den Besitz des Mainzer Bistums, unter anderem auch das Dorf Gutingi und die Urpfarrei im nahegelegenen Geismar. Unweit der heutigen Altstadt entstand die Königspfalz Grone als Symbol der Macht der damaligen deutschen Könige in der Region. Die Königspfalz wurde auch Grona genannt und um 915 erstmals erwähnt – sie wurde 1387 von den Bürgern Göttingens zerstört. Da das Dorf Gutingi im Besitz der Erzbischöfe von Mainz war, wollte der damalige Welfenherzog Heinrich der Löwe (*um 1129/30 oder 1133/35, †1195) auch einen Markt in der Region haben. Also gründete er Mitte des 12. Jahrhunderts direkt westlich des Dorfes Gutingi einen Marktplatz. Es ist völlig unklar, warum der Erzbischof von Mainz damals als Gegengewicht nicht das Dorf Gutingi stärker förderte und ausbaute. Durch die Gründung eines Marktes legte Heinrich der Löwe den Grundstein für das heutige Göttingen. Es war eine typische königliche Planstadt – bis heute sind die damals rastermäßig angelegten Gassen auf dem Stadtplan erkennbar. Schon bald entstanden zwei weitere Siedlungskerne rund um die Kirchengründungen von St. Jacobi im Norden und St. Nikolai im Süden. Um 1230/1232 wurde das Stadtrecht verliehen. Göttingen war nie eine Reichsstadt, sondern gehörte immer zu unterschiedlichen Teilherzogtümern des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, dennoch erkämpften sich die Bürger viele Freiheiten und agierten mehr oder weniger unabhängig von den immer wieder wechselnden Landesherren. Dadurch entstand ein reger Fernhandel, zwischen 1351 und 1572 war Göttingen sogar Mitglied der Hanse. Der Marktplatz war damals der wichtigste Handelsplatz der Stadt und wurde ursprünglich von zahlreichen prächtigen Handelshäusern gesäumt. Auf dem Platz stand beispielsweise die städtische Waage, wo die Händler vor dem Verkauf ihre Waren auswiegen lassen mussten.
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ungefähre Lage des Herzogtums Braunschweig- Lüneburg um 1235
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Entwicklung der Stadt auf heutigem Stadtplan: um 600 entstand das „alte Dorf“ / „Gutingi“ . Nach der Marktsiedlung entwickelten sich zwei weitere Siedlungskerne rund um die St. Jacobi im Norden und St. Nikolai im Süden Abbildung in Anlehnung an Denecke [1979]