Paulinerkirche
Albrecht II. (1279-1318), der Herzog von
Braunschweig-Lüneburg und damalige
Stadtherr von Göttingen, erlaubte im Jahr 1294
dem Orden der Dominikaner, nahe der
mittelalterlichen Stadtmauer eine Klosteranlage
zu errichten. Der Bauplatz befand sich direkt
am Leinekanal und war entsprechend sumpfig.
Vor Baubeginn, musste das Areal zunächst
einmal trockengelegt werden. Zwischen 1300
und 1320 wurden wahrscheinlich mit dem Bau
des Klosters begonnen. Über die genauen
Baudaten des Klosters ist nur wenig bekannt.
Das Dominikanerkloster war nicht das einzige
Bettelorden-Kloster der Stadt, bereits im frühen
13. Jahrhundert hatten sich die Franziskaner
in Göttingen angesiedelt. Obwohl beide Orden
ähnliche Ziele verfolgten, nämlich das
Abwenden der Bevölkerung von der strikten
kirchlichen Lehre zu verhindern, arbeiteten die
Orden nicht gemeinsam, sondern waren
geradezu verfeindet. Schlussendlich ging es
hier um Macht und Einfluss auf die
Bevölkerung.
Im Spätmittelalter waren der Ablasshandel
und das Spenden von Kircheninventar
bedeutsame Einnahmequellen der Klöster. Je
prächtiger eine Klosterkirche durch Altäre und
andere Kunstwerke ausgestattet war, desto
mehr Gläubige zog die Anlage an. Dies führte
wiederum zu mehr Einfluss innerhalb der Stadt
und zu mehr Geld in der Klosterkasse.
Im Zuge der Reformation wurde um 1529 das
Dominikanerkloster durch den Göttinger
Stadtrat aufgelöst. In den darauffolgenden
Jahrzehnten stand die Anlage zunächst leer. Im
Jahr 1586 wurde hier ein sogenanntes
Pädagogium eingerichtet, eine schulische
Einrichtung mit sehr hohen
Leistungsanforderungen. Dieses Pädagogium
wurde zur Keimzelle der heutigen Universität
Göttingen.
Kaum ein anderes Ereignis beeinflusste die
Geschichte der Stadt mehr als die Gründung
der Universität im Jahr 1733. Zunächst durch
die Reformation und dann insbesondere seit
dem Dreißigjährigen Krieg ging es mit der
Wirtschaft in Göttingen bergab. Die Nachfrage
für den Exportschlager des Mittelalters, der
Verkauf von Tuchen und Leinwand, war massiv
eingebrochen. Rund die Hälfte der Einwohner
verließ die Stadt. Dadurch verlor Göttingen
nicht nur an politischer Bedeutung, sondern
sogar der einst mächtige und stolze Stadtrat
wurde mehr oder minder aufgelöst. Die Stadt
wurde dem Fürsten von Braunschweig-
Lüneburg unterstellt.
Im 18. Jahrhundert stieg das Fürstentum
Braunschweig-Lüneburg zu einer bedeutenden
territorialen Macht in Mitteleuropa auf, es gab
im Herzogtum jedoch bisher keine Universität.
Da es in Göttingen zu dieser Zeit das
Pädagogium gab, entschied sich der damalige
Herzog und König von Großbritannien und
Irland, Georg II., im Jahr 1734/1737 die noch
heute bestehende Universität zu gründen. Sie
wurde nach ihm benannt.
Zur Gründung der Universität wurden weite
Teile der ehemaligen Klostergebäude
abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Einzig
die Klosterkirche blieb erhalten und wurde
zunächst noch als Universitätskirche genutzt.
Um 1803 wurde der Platz für die Bibliothek zu
klein, sodass die Kirche aufgelöst und zur
Bibliothek umgebaut wurde. Dadurch wurde
zumindest die Fassade einer der ältesten
mittelalterlichen Kirchen in Göttingen erhalten.