Nikolaiviertel

Das Nikolaiviertel bildete das südlichste mittelalterliche Stadtviertel Göttingens, welches vor 1180 entstand. Über die Anfänge des Nikolaiviertels ist nur wenig bekannt. Das Zentrum des Viertels wird durch die Nikolaikirche gebildet, die 1256 erstmals erwähnt wurde – wahrscheinlich ist sie deutlich älter. Wer damals das Viertel begründete und wer hier sesshaft wurde, ist unklar. Manche Quellen vermuten, dass es flämische Tuchmacher oder Kaufleute & Händler waren, die im frühen 12. Jahrhundert hier erste Wohnhäuser errichteten. Der hl. Nikolaus ist der Patron der Kaufleute und Seefahrer, sodass dieses Patronat sowohl die Kaufleute als auch die flämischen Tuchmacher gewählt haben könnten. Die Baugeschichte der Kirche St. Nikolai beginnt im 12. Jahrhundert. Ursprünglich stand die Kirche auf einem etwa zwei Meter hohen Hügel, der an eine Wurt erinnert. In den darauffolgenden Jahrhunderten kam es mehrfach zu Neu- und Umbauten der Kirche, wobei hierzu kaum etwas bekannt ist. Der heutige Bau stammt im Kern aus dem frühen 14. Jahrhundert, wurde jedoch auch mehrfach umgebaut. Besonders im 19. Jahrhundert kam es zu umfassenden Veränderungen der Kirche, als sie zur Universitätskirche umgewidmet wurde. Damals entstand auch das neogotische Innere des Baus. Die Kirche St. Nikolai wurde aus dem sogenannten Wesersandstein errichtet. Es ist ein Sandstein, der vor etwa 245 Millionen Jahren in der frühen Trias entstanden ist. Damals lag im Bereich des heutigen Deutschlands das sogenannte Germanische Becken, eine viele tausend Kilometer große Senke. Es war eine weite wüstenartige Landschaft, mächtige Flusssysteme transportierten große Mengen Sand aus den rund um das germanische Becken liegenden Gebirgen in die Senke. Über Millionen von Jahren wurde aus den Sandablagerungen der Wesersandstein. Durch die Verwitterung kleinster Mengen an Eisen erhielt er so seine typische rötliche Färbung. Das mittelalterliche Nikolaiviertel umfasste nicht nur die Kirche, sondern auch die parallel verlaufenden Straßen „Düstere Straße“, „Nikolaistraße“ und die „Kurze Straße“. Von der mittelalterlichen Bebauung ist heute kaum mehr etwas erhalten. Vor allem die Kurze Straße und die Nikolaistraße haben viele ihrer einstigen Fachwerkbauten verloren. In der Düsteren Straße sind noch einige Bauten des Mittelalters erhalten. Daher lohnt ein Blick in die Düstere Straße mit den historischen Fachwerkbauten.
Händler und Kaufleute - was war der Unterschied? In der Regel waren Kaufleute wohlhabender als Händler. Außerdem handelten Kaufleute meist über größere Entfernungen, zum Beispiel im Fernhandel mit anderen Städten oder Ländern. Kaufleute besaßen häufig große Handelsunternehmen und waren in Handelsgilden organisiert. Händler hingegen handelten oft auf lokaler Ebene, z.B. auf Märkten oder in kleinen Läden. Außerdem waren sie weit weniger mobil als Kaufleute. Beide spielten jedoch eine zentrale Rolle im Wirtschaftssystem des Mittelalters.
Wesersandstein
Günter Grass Archiv (Fachwerkhaus 1310 errichtet) in der Düsteren Straße