Stadtmauer
Schon kurz nach der Stadtgründung Mitte des
13. Jahrhunderts wurde damit begonnen, eine
erste Stadtmauer zu errichten. Diese Mauer
umgab nicht nur den damaligen Siedlungskern
rund um den Markt und die ehemalige
Herzogsburg, sondern umfasste auch das
damals gegründete Nikolaiviertel. Von Westen
war Göttingen durch die natürlichen
Gegebenheiten der sumpfigen Leine-Niederung
vergleichsweise gut geschützt, während im
Osten „fester Grund“ lag, weshalb es Angreifer
an dieser Stelle deutlich leichter hatten. Aus
diesem Grund war die Mauer im Osten deutlich
stärker ausgebaut.
Bis ins 18. Jahrhundert bestand diese
mittelalterliche Stadtmauer, die im Laufe der
Zeit immer wieder verstärkt und ausgebessert
wurde. Noch während des Siebenjährigen
Krieges schütze sie die Stadt.
Die Stadtbereiche außerhalb dieser
mittelalterlichen Stadtmauer hatten entweder
eigene Mauern (beispielsweise der
Deutschordenshof, vgl. Station 12) oder
wurden durch eine Landwehr gesichert. Die
mittelalterliche Stadtmauer schützte jedoch
nicht nur vor Feinden, sondern kontrollierte /
limitierte auch den Zugang zur Stadt. Der
Stadtrat konnte so überwachen, wer wann in
die Stadt kam, wie lange er hier verweilte und
er konnte an den Toren den Stadtzoll kassieren.
Es ist schon erstaunlich, wie groß die damals
umschlossene Fläche der ersten Stadtmauer
war. Der Bau einer steinernen Stadtmauer
dauerte nicht nur Jahrzehnte, sondern
verschlang auch sehr viel Geld. Das Vorhaben
wurde meist nicht nur durch die Bürgerschaft
und eine Sondersteuer der Bürger finanziert,
oftmals beteiligte sich auch der Stadtherr an
den Kosten. In Göttingen ist bis heute nicht
geklärt, wann genau die Mauer errichtet wurde,
wer den Bau veranlasste und wie dieses damals
mächtige Bauwerk finanziert wurde.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die
Stadtbefestigung nochmals deutlich verstärkt
und es entstand eine barocke Landesfestung.
Heute sind von dieser Landesfestung nur noch
der „Grünring“ um die Stadt erhalten, der den
Verlauf der einstigen Festungsanlagen
nachzeichnet. Und auch von der
mittelalterlichen Stadtmauer sind nur noch
wenige Spuren erhalten.
Der Stadtmauerturm in der Turmstraße ist der
letzte erhaltene Turm der mittelalterlichen
Befestigung. Einst hatte die Stadtmauer 15
Wachtürme. Heute ist der Turm noch etwa 12
Meter hoch. Wie hoch er zu Zeiten der
Errichtung gewesen ist, lasst sich nicht mehr
sagen. Die noch heute erhaltene bogenförmige
Türöffnung beiderseits des Turmes ermöglichte
den Zugang zum ehemaligen Wehrgang. Dieser
war aus Holz und ist daher nicht mehr erhalten.