Schrödersches Haus
Seit der Gründung bis ins frühe 19. Jahrhundert
dominierten Fachwerkbauten das Göttinger
Stadtbild. Die Stadt zählt daher auch zu den
deutschen Großstädten mit den meisten
erhaltenen Fachwerkbauten aus der frühen
Neuzeit.
Bis dahin wurden eigentlich nur Kirchen und
kommunale Bauten aus Stein errichtet, die
Bauweise war teurer und deutlich aufwendiger.
Die Steine mussten per Hand in Steinbrüchen
gebrochen und anschließend mühsam
transportiert werden. Auch die Herstellung von
Ziegeln war Handarbeit. Das Holz für ein
Fachwerkhaus konnte man hingegen im
nahegelegenen Wald schlagen und den Lehm
für die Gefache mit der Familie und Nachbarn
gewinnen und verarbeiten.
Natürlich bestand bei Fachwerkbauten immer
die Gefahr, dass Brände weite Teile der Stadt
zerstörten, denn das Holz der Fachwerkhäuser
fing sehr leicht Feuer. Daher wurde bereits
1340 eine städtische Bauordnung erlassen,
dass Häuser in Göttingen einen Herd oder Ofen
aufweisen mussten (also eine recht
geschlossene Feuerstätte) und die Dächer nur
mit Schiefer (statt Holzschindeln) gedeckt
werden durften. Solch eine strikte Bauordnung
war für die damalige Zeit sehr fortschrittlich
und hat sicherlich einige Brände verhindert.
Das Schrödersche Haus zählt zu den schönsten
erhaltenen Fachwerkbauten Göttingens und
wurde um 1549 errichtet. Zahlreiche
Verzierungen schmücken das Gebäude.
Entdecke die Details am Haus.
Der Bauherr war ein reicher Tuchmacher. Daher
findet man über der Tür das Handwerkzeug
neuzeitlicher Tuchmacher, ein Weberschiffchen
und ein Wollkratzer [1].
Die Balken des Erkers sind reich geschmückt und
zeigen unterschiedliche Fantasiefiguren.
Die größeren Figuren der senkrechten Ständer
[2] stellen verschiedene religiöse Figuren dar und
zeugen von der Bedeutung der Kirche zur Zeit
der Errichtung. Ehrfurcht vor Gott und der
Schöpfung waren durch alle Bevölkerungs-
schichten weit verbreitet.
Die geschnitzten Balken zwischen den
Balkenköpfen werden Schiffskehlen [3] genannt.
Sie erinnern an ein umgedrehtes Paddelboot.