Quantenphysik in der Kunst

und Literatur

Der „Frühling der Quantenphysik“ ist im Jahr 2025 genau 100 Jahre her und dennoch ist bis heute vieles in der Quantenphysik unklar. Sogar die aktiv in der Quantenphysik forschenden Personen geben zu, dass vieles noch unerforscht ist und dass man die Quantenphysik eigentlich gar nicht verstehen kann. In der Quantenphysik „passieren Dinge, die mit dem gesunden Menschenverstand nicht in Einklang zu bringen sind“ 4 . Und dennoch ist die Quantenphysik eine enorm erfolgreiche wissenschaftliche Theorie, die allen „Tests“ standgehalten hat und damit unsere Welt wie sie ist erklären kann. Dieser Erfolg, aber auch die Komplexität des Themas der Quantenphysik, hat nicht nur die Wissenschaft immer wieder begeistert, sondern sie bietet auch reichlich Stoff für künstlerische und literarische Auseinandersetzungen, die mit den Grenzen von Realität, Wahrnehmung und Existenz spielen. In der modernen Kunst wird die Quantenphysik oft als Metapher für die Unbestimmtheit und Vieldeutigkeit der Welt genutzt. Künstler sind fasziniert von der Idee, dass auf subatomarer Ebene Dinge gleichzeitig an mehreren Orten existieren oder in mehreren Zuständen sein können (Superposition). Diese Konzepte regen zu Arbeiten an, die die Zerbrechlichkeit der Realität und die Grenzen der Wahrnehmung thematisieren. In der digitalen Kunst und bei interaktiven Installationen können die Prinzipien der Quantenphysik als Grundlage für die Darstellung von parallelen Realitäten oder der Verschmelzung von Zeit und Raum dienen. Medienkünstler wie Rafael Lozano-Hemmer und zum Teil auch Olafur Eliasson experimentieren mit virtuellen und physischen Räumen, welche die Wahrnehmung der Betrachter herausfordern, ähnlich wie es die Quantenwelt tut. Die Quantenphysik hat in der Literatur eine lange Geschichte als Inspirationsquelle, besonders für Schriftsteller, die die Konzepte von Zufall, Multiversen und Unschärfe in ihren Erzählungen untersuchen. Das Konzept der parallelen Universen, in denen jede Entscheidung eine neue Realität schafft, ist ein wiederkehrendes Thema in der modernen Literatur, welches durch die Quantenphysik inspiriert wurde. Zahlreiche Autoren wie beispielsweise Michael Crichton in „Timeline“ oder Philip K. Dick in „Ubik“ verwenden die Quantenphysik als Grundlage, um alternative Realitäten und die Möglichkeit von Multiversen zu erforschen – um nur ein paar von vielen Weiteren zu nennen. Im Theater bietet die Quantenphysik eine reiche Quelle für das Spiel mit Zeit, Raum und Identität. Die Bühne wird zum Raum, in dem sich die relativistischen und unscharfen Prinzipien der Quantenwelt auf performative Weise manifestieren können. Theaterstücke wie "Copenhagen" von Michael Frayn oder "Arcadien" von Tom Stoppard thematisieren die Quantenphysik. In „Copenhagen“ wird beispielsweise der historische Dialog zwischen den Physikern Niels Bohr und Werner Heisenberg auf die Bühne gebracht, wobei die Diskussionen über Quantenphysik mit philosophischen Fragen zu Wahrheit und Verantwortung kombiniert werden.

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Löw (2024) S. 1

Das Theatergebäude wurde 1890 aus Sand- und Tuffstein errichtet. Die südliche Schaufassade ist reich verziert.