Die Gebäude des ehemaligen Paulinerklosters
bildeten die "Urzelle" der Universität. Bis heute
befindet sich hier die Niedersächsische Staats-
und Universitätsbibliothek. Eine Statue von
Lichtenberg ziert den Innenhof.
Frühling der Quantenphysik
Die Zeit zwischen 1924 und 1927 wird
manchmal als „Frühling der Quantenphysik“
bezeichnet, als es zum Durchbruch bei der
Formulierung der Quantenphysik kam. Das
Physikalische Institut in Göttingen spielte eine
zentrale Rolle bei der Entwicklung der
modernen Quantenphysik.
Die drei Physiker Max Born (*1882, †1970) und
seine beiden Assistenten Werner Heisenberg
(*1901, †1976) und Pascual Jordan (*1902,
†1980) entwickelten gemeinsam die Ideen der
modernen Quantenphysik. Durch ihre enge
Zusammenarbeit inspirierten sie sich
gegenseitig. Ihre Freundschaft mit dem in
Kopenhagen forschenden Niels Bohr war von
herausragender Bedeutung. Außerdem standen
sie im Austausch mit vielen weiteren
PhysikerInnen und MathematikerInnen dieser
Zeit, die maßgeblich die Entwicklung der
Quantenphysik beeinflussten.
Vor allem die Arbeiten aus dem Jahr 1925
haben die Entwicklung der Quantenphysik
geprägt. Im Juni 1925 fuhr Werner Heisenberg
aufgrund seines schweren Heuschnupfens nach
Helgoland, wo es kaum Pollen gibt. Auf den
langen Spaziergängen kamen ihm erste Ideen
zur späteren Quantenphysik. Zurück in
Göttingen, schrieb Heisenberg im Juli 1925
einen ersten wissenschaftlichen Artikel zur
Quantenphysik mit dem Titel „Über
quantentheoretische Umdeutung kinematischer
und mechanischer Beziehungen“.
Wenig später verfassten Max Born und Pascual
Jordan einen zweiten Artikel zu dem Thema mit
dem Titel „Zur Quantenphysik“. Im November
entstand ein dritter wissenschaftlicher Artikel
der drei Göttinger Physiker mit dem Titel „Zur
Quantenphysik II“. Mit diesen drei
bahnbrechenden Veröffentlichungen wurden die
Grundlagen der späteren Quantenphysik in
Göttingen gelegt – weshalb Göttingen als
Geburtsort der Quantenphysik gilt und im Jahr
2025 das 100. Jubiläum feiert.
In den darauffolgenden zwei Jahren kam es zu
weiteren maßgeblichen Fortschritten in der
Quantenphysik, bei denen weiterhin die
Göttinger Physik federführend war. Ein echter
Durchbruch war die sogenannte „Kopenhagener
Deutung“ im Jahr 1927, in der Werner
Heisenberg und Niels Bohr die Quantenphysik
„sortierten“.
Auf der Solvay-Konferenz im Oktober 1927 in
Brüssel diskutierten führende Forschende,
einschließlich der Göttinger ExpertInnen, über
die neuen Theorien und Entwicklungen. Damit
war die Quantenphysik nun weitgehend
akzeptiert und wurde als neue Grundlage in der
Physik etabliert.
Die bis heute in Brüssel stattfindenden Solvay-
Konferenzen wurden nach dem belgischen
Großindustriellen Ernest Solvay benannt. Im Jahr
1910 hatte der deutsche Physiker und Chemiker
Walther Nernst durch die Vermittlung des
Belgischen Physikers und Erfinders Robert
Goldschmidt Kontakt zu Solvay aufgenommen
und ihn davon überzeugt, eine internationale
Versammlung führender PhysikerInnen zu
organisieren, um die grundlegenden Probleme
der damaligen Physik auf großen Konferenzen zu
erörtern.
Die Kopenhagener Deutung besagt, dass
Teilchen nicht gleichzeitig bestimmte
Eigenschaften wie Position und Impuls besitzen,
sondern dass diese nur durch Messungen
festgelegt werden. Sie führt das Konzept der
Wellenfunktion ein, die die Wahrscheinlichkeit für
den Zustand eines Teilchens beschreibt und erst
bei einer Messung „kollabiert“, um einen
definitiven Wert zu erhalten. Diese Deutung stellt
die klassische Vorstellung von deterministischen,
festgelegten Eigenschaften infrage und betont die
Rolle des Beobachters in der Quantenwelt.
Das berühmte Gedankenexperiment
„Schrödingers Katze“ veranschaulicht die
Kopenhagener Deutung:
Eine Katze befindet sich in einer Box. Solange
man nicht reinschaut – ist sie gleichzeitig
lebendig und tot. Erst durch das Öffnen der Box
„entscheidet“ sich, was wirklich ist.
Klicke auf die Jahreszahlen, um mehr über die
Baustufen zu erfahren.
1734 / 1735
Es entstand ein Kollegiengebäude einschließlich
Bibliothek auf den Grundmauern des Pauliner
Klosters. Die „Urzelle“ der Universität.
1781/1787
Das komplette Kollegienhaus wurde zur
Universitätsbibliothek und um einen
Treppenhaus und einen Südflügel erweitert.
1878-1882
Nach und nach entstanden weitere Anbauten.
Die Paulinerkirche wurde ebenfalls einbezogen.