Bohr Festspiele

Auf Bestreben von Max Born konnte das physikalische Institut in Göttingen im Jahr 1922 den „großen“ Niels Bohr dazu bewegen, in Göttingen eine Vortragsreihe mit sieben zweistündigen Vorlesungen, die bald als „Bohr- Festspiele“ bekannt wurden, abzuhalten. In diesen Vorträgen erklärte Bohr seine Atomtheorie, insbesondere das Modell, in dem Elektronen um einen positiv geladenen Kern kreisen. Seine Argumentation basierte dabei weniger auf mathematischen Berechnungen als auf Intuition und physikalischem Einfühlungsvermögen, was bei den Göttinger Mathematikern auf Skepsis stieß. Während der dritten Vorlesung brachte der junge Werner Heisenberg, damals noch Student, den Mut auf, Bohr öffentlich zu widersprechen. Heisenberg kritisierte die Theorie Hendrik Kramers (er war damals Assistent bei Niels Bohr) zur Erklärung des Stark-Effekts, da diese sich auf die Umlauffrequenz der Elektronen stützte, während Heisenberg argumentierte, dass die Lichtfrequenz entscheidend sei. Bohr nahm diese Einwände ernst, zeigte sich nachdenklich und lud Heisenberg zu einem ausführlichen Gespräch ein. Bei einem gemeinsamen Spaziergang in Göttingen offenbarte Bohr dem jungen Heisenberg, dass er selbst Zweifel an seinem eigenen Atommodell hatte und dass sich die Quantenphysik in einer tiefen Krise befand. Dieses Gespräch wurde für Heisenberg ein Schlüsselmoment in seiner wissenschaftlichen Entwicklung. Wenige Jahre später gelang es Werner Heisenberg unter anderem in enger Zusammenarbeit mit Niels Bohr, die entscheidenden Schritte in der Formulierung der modernen Quantenphysik zu machen.
Niels Bohr (*1885, †1962) war ein dänischer Physiker und einer der Begründer der modernen Quantenphysik. Bohr spielte eine zentrale Rolle in der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft, da er ein bedeutendes Zentrum für theoretische Physik in Kopenhagen aufbaute und die Entwicklung der Quantenphysik maßgeblich beeinflusste.
Ein Atom hat Elektronen, die bestimmte Bahnen (bzw. Energiezustände) einnehmen. Diese Zustände sind normalerweise ganz genau festgelegt. Setzt man nun das Atom einem elektrischen Feld aus, verändern sich die Anziehungskräfte im Atom. Dadurch werden die Elektronenbahnen verzerrt und die Elektronen können dann andere Energiezustände einnehmen. Das Licht, das dieses Atom dann aussendet (z. B. beim Zurückspringen eines Elektrons), verändert sich. Mal verschiebt es sich oder spaltet sich auf. Der Stark-Effekt beschreibt die Verschiebung und Aufspaltung von Spektrallinien eines Atoms oder Moleküls, wenn es einem äußeren elektrischen Feld ausgesetzt wird. Diese Veränderung tritt aufgrund der Wechselwirkung zwischen den Elektronen des Atoms und dem elektrischen Feld auf und kann entweder als Verschiebung oder als Aufspaltung der Spektrallinien beobachtet werden. Der Effekt wurde 1913 von Johannes Stark entdeckt.
Im Jahr 1905/1906 wurde außerhalb des Stadtwalls ein neues physikalisches Institutsgebäude errichtet. Damit wurde der Grundstein für das "Bunsenviertel" gelegt, ein neues Areal für die stetig wachsende Universität. Zwischen 1921 und 1930 wurde das Gebäude mehrfach erweitert. Im Jahr 1925 schrieben die drei Physikern Max Born, Werner Heisenberg und Pascual Jordan in diesem Gebäude ihre bedeutenden Arbeiten und erlangten somit den Durchbruch in der Quantenphysik.