St. Marien

Die Kirche St. Marien ist die älteste der Stadt und wurde ab 1275 von den Bürgern errichtet. Bis heute zählt die „Dicke Marie“, wie die Einheimischen die Kirche liebevoll nennen, zu den schönsten Bauten der Backsteingotik. Schon bald nach der Stadtgründung muss es der Stadt wirtschaftlich ganz hervorragend gegangen sein, denn ansonsten hätte sich die Bürgerschaft solch einen prächtigen Bau nicht leisten können. Besonders der Ostgiebel ist ein beeindruckendes Werk der Backsteingotik. Er besticht durch seine teils filigranen Ziegelsteinformen. Die städtische Pfarrkirche St. Marien war im mittelalterlichen Greifswald das größte Gebäude, welches der Stadtrat errichtete. Die übrigen, teils deutlich größeren Kirchen in Greifswald, wurden allesamt von Bischöfen oder Klosterverbänden errichtet. Die Kirche repräsentierte den Stolz der Bürger gegenüber dem Dom und den kirchlichen Herren und diente auch als wichtiger Ort für Versammlungen. Hier wurde nicht nur gemeinsam Gottesdienst gefeiert, sondern es war - neben dem Marktplatz - der generelle Treffpunkt der Bürger in der Stadt. Eine große Besonderheit der Kirche St. Marien ist die mittelalterliche Gerichtshalle im Turmuntergeschoss (Erdgeschoss). Nachweislich wurde hier 1319 und 1330 ein geistliches Gericht abgehalten, bei dem nicht der Staat, sondern die Vertreter der Kirche Recht sprachen. Solch eine erhaltene, mittelalterliche Gerichtslaube in einer Kirche ist einmalig in Europa und ein Zeugnis früher Justiz. Um 1330/1340 wurde die Kirche weitestgehend fertiggestellt. Auch wenn in den kommenden Jahrzehnten noch zwei Kapellen an der Südseite ergänzt und der Eingangsbereich verändert wurde, konnte sich St. Marien ihr mittelalterliches Aussehen bewahren.
St. Marien
Ostgiebel St. Marien