Rekonstruktionsviertel

Im Zweiten Weltkrieg wurde Greifswald von Luftangriffen verschont und war nach dem Krieg eine der wenigen unzerstörten Städte Deutschlands mit einer intakten Altstadt. Zahlreiche mittelalterliche und frühneuzeitliche Bauwerke sowie eine intakte Stadtmauer samt Stadttor befanden sich im Bereich des heutigen Rekonstruktionsviertels. Im Jahr 1951 verschwand bereits das letzte noch erhaltene Stadttor. In den folgenden Jahrzehnten verlagerte sich die Bautätigkeit der DDR in die Außenbezirke, wo zahlreiche Plattenbauten entstanden. Damals war das dringendste Problem der DDR, dass es an Wohnraum mangelte und dass es kein Geld gab, die Innenstädte zu sanieren. Zudem scheute sich die Regierung zu dieser Zeit, die historische Innenstadt Greifswalds zu zerstören. Durch die Verlagerung der Neubauaktivität und dem Wegzug der Bevölkerung aus dem Stadtkern, verfielen die Bauten der Innenstadt zunehmend, insbesondere in diesem Teil der Altstadt. Da die Kosten zur Sanierung der Bauten deutlich höher lagen, als die Gebäude abzureißen und durch industrielle Plattenbauten zu ersetzten, entscheid man sich für den preisgünstigen Weg. Ab 1980 wurde begonnen, die maroden, historischen Bauten abzureißen und durch Plattenbauten der sogenannten Postmoderne zu ersetzen. Dadurch entstand die heutige Bebauung des Rekonstruktionsviertels. Architektonisch betrachtet, ein trauriges Kapitel der Stadtgeschichte. Ob es jemals gelingen wird, der Altstadt von Greifswald ihr ursprüngliches Flair zurückzugeben, ist ungewiss. Ein ganzes Stadtviertel abzureißen und die mittelalterliche Bebauung zu rekonstruieren, ist enorm kostspielig und derzeit undenkbar.