Schlössle

Jahrhundertelang war Haigerloch eine vergleichsweise kleine und unbedeutende Landstadt, auch wenn sie zeitweise Sitz einer eigener Grafenlinien war. Haigerloch stellte ein eigenes Territorium („Land“) im Heiligen Römischen Reich dar. Gerade zu Zeiten, als Haigerloch Residenzstadt war, ging es der Stadt wirtschaftlich gut. Zu diesen Zeiten waren viele der Einwohner wirtschaftlich direkt vom Hof abhängig und verdienten gutes Geld. Viele der im Hofstaat angestellten, höheren Beamte gehörten dem lokalen Landadel an. Die Adelsfamilien errichteten in der Stadt kleine „Schlösschen“, um Präsenz zu zeigen und damit Einfluss auf die Entscheidungen des jeweiligen Landesherrn zu nehmen. Zusätzlich war das Leben in der Stadt deutlich angenehmer, als auf dem Land. Hier gab es eine bessere Versorgung und größere Bildungschancen für die Kinder. Das heute als „Schlössle“ bezeichnete Gebäude war solch ein Wohnhaus des lokalen Landadels. Der Bau wurde wahrscheinlich bereits um 1378 errichtet und um 1413 erstmals erwähnt. Ursprünglich war das „Schlössle“ ein Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung und diente vermutlich als eine Art Vorburg. Im Laufe seiner langen Geschichte hatte das Gebäude zahlreiche andere Namen, je nachdem welche Familie gerade hier residierte. Nachdem der Bau im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war, entstand um 1670 das heutige Gebäude. Ab etwa 1612 bis ins Jahr 2003 befand sich hier eine Brauerei. Gerade im Mittelalter war Bier ein sehr wichtiges Getränk. Sogar zum Frühstück oder für Kinder wurde eine Biersuppe zubereitet. Allerdings war der Alkoholgehalt von Bier im Mittelalter erheblich niedriger. Beim Bierbrauen wurde auf eine gute Wasserqualität geachtet, weshalb Bier oftmals hygienischer war als Brunnenwasser. Das Wasser der Brunnen war nicht immer sauber. Das Brauch- und Abwasser der Bürger wurde in die Flüsse geleitet und gelangte so in das Grundwasser. Daher galt schon im Mittelalter, das Wasser nur zu trinken, wenn es geruchslos war. Um sauberes Wasser in den Städten zu garantieren, wurde das Brunnenwasser oft über hölzerne Rohre von stadtnahen Quellen in die Stadt geleitet.

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„Haigerloch 858“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode