jüdischer Friedhof

Bereits im 16. Jahrhundert gab es weit außerhalb der Stadt bei Weildorf einen jüdischen Friedhof. Als die jüdische Gemeinde größer wurde, legte man 1803 unterhalb des jüdischen Viertels den „Friedhof im Haag“ an. Der jüngste Grabstein auf dem Friedhof stammt aus dem Jahr 1977 und zeigt, dass der Friedhof lange in Benutzung war. Heute ist er ein bedeutendes Zeugnis jüdischen Lebens in Haigerloch. Auf dem Friedhof findet man Grabsteine mit deutschen und hebräischen Inschriften. Ursprünglich nutzte die jüdische Gemeinde ihre hebräische Schrift, um sich von den Christen abzugrenzen. Es war eine stille Antwort auf die damalige gesellschaftliche Ausgrenzung. Als sich die Spannungen im 19. Jahrhundert legten und jüdische und christliche Bürger ökumenisch zusammenlebten, nutzten die jüdischen Bürger immer mehr die deutsche Schrift auf ihren Grabsteinen. Erst mit der zunehmenden Unterdrückung im 20. Jahrhundert wurde auch wieder vermehrt die hebräische Schrift genutzt.
Die jüdische Friedhofs- und Bestattungskultur unterscheidet sich stark von der christlichen. Viele jüdische Friedhöfe und Grabsteine sehen auf den ersten Blick sehr verwildert und ungepflegt aus. Dies ist jedoch Teil der jüdischen Bestattungskultur. Wenn ein Grabstein umfällt, dann wird dieser nicht wiederaufgerichtet, sondern man belässt ihn so. Auf jüdischen Friedhöfen werden auch keine Blumen gepflanzt oder abgelegt. Trauernde legen stattdessen als Erinnerung an den Verstorbenen einen kleinen Stein auf dem Grabstein. Diese Tradition geht möglicherweise auf den jüdischen Auszug aus Ägypten zurück.