Universitätsbibliothek
Die Universitätsbibliothek verwahrt sicherlich
einen der größten Schätze der Stadt und kann
auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken.
Sie entstand mit der Gründung der Universität
um das Jahr 1386. Damit ist sie die älteste
Universitätsbibliothek Deutschlands.
Schon bald nach der Universitätsgründung gab
es an mehreren Stellen der Stadt Bibliotheken,
die sich auf unterschiedliche Fachbereiche
konzentrierten: die Büchersammlung der
Artistenfakultät, die der höheren Fakultäten
und die der Stiftskirche (Heiliggeistkirche). Im
16. Jahrhundert entstand die Bibliotheca
Palatina, welche du ja bereits kennengelernt
hast.
Auch heutzutage wird der Bibliotheksbestand
quasi täglich durch neue Werke und Unterlagen
erweitert. Die Heidelberger Universitäts-
bibliothek hat aktuell einen Bestand von über
6,2 Millionen Medien ist damit eine der größten
Bibliotheken weltweit. Jedes Jahr kommen etwa
40.000 neue Medien hinzu.
Zu den bedeutendsten Schriften der Bibliothek
zählen einmalige Handschriften und
Zeichnungen des 9. bis 17. Jahrhunderts. Unter
ihnen ist auch der weltberühmte Codex
Manesse, der in der Bibliothek ausgestellt wird.
Es ist eine deutsche Liederhandschrift des
Mittelalters mit dichterischen Werken in
mittelhochdeutscher Sprache.
Mittelhochdeutsch war der Vorgänger unserer
heutigen deutschen Sprache und wurde im
(Hoch-) Mittelalter zwischen den Jahren 1050-
1350 gesprochen. Daran sieht man, dass sich
auch unsere Sprache immer wieder verändert.
Ab etwa 1350 entwickelte sich unsere heutige
Sprache, wobei es ein fließender Übergang war.
Wie es damals geklungen hat, als die Menschen
sich unterhalten haben, ist nicht mehr zu
rekonstruieren, denn es gibt aus dieser Zeit
natürlich keine Tonaufnahmen. Wenn man
heute einen mittelhochdeutschen Text liest, ist
es erstaunlich, wie fremd einem das
Mittelhochdeutsch vorkommt.
Gedicht von Walther von der Vogelweide
- Ich hân mîn lêhen -
Mittelhochdeutsch und Neuhochdeutsche
Übersetzung:
[28,31] Ich hân mîn lêhen, al die werlt,
ich hân mîn lêhen.
Ich hab’ mein Lehen, alle Welt, ich hab’ mein
Lehen!
nû enfürhte ich niht den hornunc an die zêhen,
und wil alle boese hêren dester minre flêhen.
Nun fürchte ich nicht mehr den Februar an den
Zehen und werde alle schlechten Herren um
nichts mehr bitten.
der edel künec, der milte künec hât mich
berâten,
daz ich den sumer luft und in dem winter hitze
hân.
Der edle König, der mildtätige König hat für
mich gesorgt, dass ich im Sommer kühle Luft
und im Winter Wärme habe.
mîn nâhgebûren dunke ich verre baz getân:
si sehent mich niht mêr an in butzen wîs als si
wîlent tâten.
Bei meinen Nachbarn bin ich viel geschätzter:
Sie sehn mich nicht mehr als Schreckgespenst,
wie sie es einst taten.
[29,1] ich bin ze lange arm gewesen ân mînen
danc.
Ich bin zu lange arm gewesen ohne meine
Schuld;
ich was sô volle scheltens daz mîn âten stanc:
daz hât der künec gemachet reine, und dar zuo
mînen sanc.
ich war so voller Schelte, dass mein Atem
stank.
Das hat der König rein gemacht und mein
Singen dazu.