Weinbau
Ab dem 11. Jahrhundert werden Weinberge in
der Region erwähnt. Mit der Stadtgründung
entstanden in Iphofen immer mehr Klosterhöfe,
die oftmals auch als Zehnthöfe dienten.
Im Laufe des Mittelalters war der Weinbau von
großer wirtschaftlicher Bedeutung. Damals soll
die Weinbergfläche etwa 400 Hektar umfasst
haben, was deutlich größer ist, als die etwa 267
Hektar heutzutage
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. Damals reichten die
Weinberge bis an die Stadt Iphofen heran. Es
ist unklar, wie ertragreich die Lese in den
Weinbergen war und ob damals entsprechend
mehr Wein produziert wurde. Angesichts der
heutigen, industrialisierten Landwirtschaft sollte
man dies bezweifeln.
In der Neuzeit kam es zu einem großen
Einbruch der Weinproduktion, unter anderem
durch die Reformation und den damit
verbundenen kriegerischen Auseinander-
setzungen, die erst mit dem Ende des
Dreißigjährigen Krieg beendet waren. Mit der
Reformation im frühen 16. Jahrhundert kam es
in Iphofen zu größeren Verwerfungen. Große
Teile des Rates waren von den Ideen Luthers
angetan und wünschten sich eine Reform der
Kirche. Dies missfiel natürlich dem Würzburger
Fürstbischof, der daraufhin zur Gegen-
reformation aufrief. Dadurch verließen viele
Bürger die Stadt: dumm nur dass dies die
gebildete Oberschicht war, die Ratsherrn,
sodass damit ein enormer wirtschaftlicher
Schaden entstand. Die flüchtenden
Protestanten ernteten ihre Weinberge ab und
verließen die Stadt.
Von diesem wirtschaftlichen Niedergang erholte
sich die „Weinindustrie“ nie wirklich. In der
Folge des Bevölkerungsrückgangs im 16. und
17. Jahrhundert, halbierte sich die Einwohner-
zahl. Das erste und vierte Stadtviertel wurde
nahezu entvölkert, die hier stehenden Gehöfte
verfielen. Erst um das Jahr 1900 lebten wieder
so viele Menschen in Iphofen, wie im
Spätmittelalter.
Viele der heutigen Winzerhöfe stammen aus
der späten Neuzeit, als es wirtschaftlich
langsam wieder aufwärts ging. Der hier
stehende Winzerhof wurde um 1812 errichtet.
Auch die zum Hof gehörende Scheune ist
erhalten, sodass der Hof ein geschlossenes
Bauensemble bildet.
Die Weinernte wird als Weinlese bezeichnet.
Diese Bezeichnung leitet sich von dem
mittelhochdeutschen Wort „lesen“ ab, was so
viel wie „sammeln“ oder „auswählen“ bedeutet.
Damit wollte man die Bedeutung der Weinlese
betonen, bei der nur die guten Trauben
geerntet werden, während die bereits schlecht
gewordenen Trauben im Weinberg verblieben.
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Weber und Graf zu Dohna 2012, S. 147
mittelalterliches Stadtbild von Iphofen mit den
vier Stadtvierteln, Gräbenviertel, Stadtmauern,
und ehemaligem Stadtbach auf heutigem
Stadtplan
Abbildung in Anlehnung an: Güssow [1956]