Rödelseer Tor / Mittagsturm

Die mittelalterliche Stadtmauer von Iphofen gehört zu den bedeutendsten Wehranlagen im unterfränkischen Raum. Begonnen wurde die Errichtung der Stadtmauer gleich mit der Stadtgründung 1293. In den darauffolgenden 200 Jahren wurde die Stadtmauer immer wieder verändert bzw. verstärkt und erhielt so ihr heutiges Aussehen. Die mittelalterliche Stadtmauer hatte neben einigen kleineren Wehrtürmen 13 massive Stadtmauertürme (vier noch erhalten) und vier Stadttore in allen Himmelsrichtungen (drei noch erhalten). Die Stadttore ermöglichten den Zugang zur Stadt aus allen Himmelsrichtungen, sie wurden alle als Doppeltoranlage nach dem gleichen Prinzip errichtet: Aufgrund der Fachwerkbauweise erscheint die Innenseite (Stadtseite) des Rödelseer Tores besonders ansprechend. Holz, Stroh und Lehm zum Bau einer Fachwerkkonstruktion waren wesentlich kostengünstiger, denn diese Baustoffe konnte man recht leicht beschaffen bzw. für wenig Geld kaufen. Die Bausteine hingegen mussten in einem Steinbruch extra gebrochen werden. Da das Tor als Verteidigungsanlage teils schweren Belastungen ausgesetzt war, konnte man nicht einfach unbehauene Bruchsteine – wie sie oftmals in Steinhäusern zum Einsatz kamen – nutzen, sondern musste die Steine nach dem Brechen auch noch zurichten (in Form schlagen / bringen). Erst dann konnte man sie in die Stadt transportieren und verbauen.
Mittagsturm
Auf dem Turm des Stadttores findet man Mönche und Nonnen – nein es sind nicht die Bewohner von Klöstern gemeint. Die Form der Ziegel werden Mönch und Nonne genannt. Die Ziegel besitzen eine einfache, halbrunde Form. Zuerst werden die Ziegel mit der gerundeten Seite nach unten nebeneinander auf das Dach gelegt: die sogenannten Nonnen. Die Mönche überdecken dann in umgekehrter Lage die Freiräume zwischen den Nonnen.
In der Stadtmauer befindet sich ein vergleichsweise einfaches Stadttor [1] mit Fallgitter (Mittagstor). Vor dem Stadtmauertor liegt ein doppelter Stadtgraben [2], also zwei wassergefüllte Gräben nebeneinander, die vom Wehrbach geflutet wurden. Über diese Gräben führte eine hölzerne Zugbrücke, diese hier wurde im Jahr 1827 abgerissen. Davor befindet sich ein zweites Stadttor [3] (Rödelseer Tor), welches als Vorwerk für einen zusätzlichen Schutz sorgte. Das Rödelseer Tor ist das bedeutendste und älteste Stadttor in Iphofen und eines der Wahrzeichen der Stadt. Errichtet wurde es zwischen 1455 und 1466, zu Zeiten Bischofs Johann III. von Grumbach (†1466). Bis heute ziert sein Wappen das Tor.
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Stadtseitige Ansicht des Rödelseer Tores - die Kombination aus Fußbändern und Streben erinnert an die verbreitete Fachwerkfigur „Fränkischer Mann“.