Henkersturm

Der Henkersturm ist einer der kleineren Mauertürme der mittelalterlichen Stadtbefestigung und wurde schon bald nach der Stadtgründung im 14. Jahrhundert errichtet. Sein heutiges Aussehen erhielt er erst im 16. Jahrhundert, als er zu Wohnraum umgebaut wurde. Zu dieser Zeit wurden einige der Stadtmauertürme als Wohnraum an Stadtbedienstete vermietet. Dadurch sparte sich die Stadt etwas vom Lohn und nutzte die Stadttürme in Friedenszeiten sinnvoll. Der Name des Turmes verrät es schon, in diesem Turm lebte wahrscheinlich der Henker. Der Henker, auch Scharfrichter genannt, führte die von der Rechtsprechung verhängten Todesurteile aus und war zudem oft für andere unangenehme oder „unreine“ Tätigkeiten zuständig, wie das Enthaupten von Tieren oder die Beseitigung von Leichen. Damit galten die Henker als unrein, weil ihre Arbeit als moralisch belastet und mit Tod und Gewalt verbunden wurde. Die meisten Bürger wollten mit dem Stadthenker nichts zu tun haben. Als Außenseiter in der Gesellschaft hatten sie sicherlich kein einfaches Leben. Er wurde gemieden und lebte quasi isoliert am Stadtrand. Am Henkersturm macht die Stadtmauer eine fast 90 Grad Biegung. Diese Biegung entstand erst, als das Gräbenviertel in den Stadtmauerring von Iphofen eingeschlossen wurde. Zuvor verlief die Stadtmauer von hier nach Süden weiter.
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mittelalterliches Stadtbild von Iphofen mit Stadtmauern auf heutigem Stadtplan Abbildung in Anlehnung an: Güssow [1956]