Dorfanger
Über die frühe Geschichte Jestädts ist kaum
etwas bekannt. Eine erste Erwähnung im Jahr
874 stellte sich als Fälschung heraus. Im Jahr
1324 wird Jestädt als „Gestete“ erstmals
erwähnt, auch wenn es zu diesem Zeitpunkt im
Bereich des heutigen Schlosses (vgl. Station 2)
wahrscheinlich schon seit mehr als 100 Jahren
eine Burganlage gab.
Der Name Gestede (das heutige Jestädt) setzt
sich aus zwei mittelhochdeutschen Worten
zusammen: „gaehe“ oder „gah“ und das Wort
„statt“. Das Wort „gaehe“ oder „gah“ bedeutet
„plötzlich“ bzw. „jähe“, „steil-abfallend“. Der
Name kommt von den steilen Hängen entlang
der Werra, die sich beispielsweise westlich des
Ortes befinden. Seit dem 10. Jahrhundert bis in
die Neuzeit wurde hier Wein angebaut. Bis
heute werden die Hänge als „Jestädter
Weinberg“ bezeichnet.
Jahrhundertelang war Jestädt ein wichtiger
Adelssitz an der Werra. Zunächst befand sich
der Ort im Besitz der Grafen von Everstein,
dann im Besitz der Grafen von Nordheim.
Schlussendlich wurde Jestädt an die Herren von
Boyneburg-Hohenstein verlehnt. Dadurch
gewann der Ort an Bedeutung, denn durch die
Herren von Boyneburg-Hohenstein wurde
Jestädt zu einem eigenen, teilautonomen
Gericht: dem Gericht Boyneburg.
Das Gericht Boyneburg war ein unabhängiger
Gerichtsbezirk im Osten der Landgrafschaft
Hessen und umfasste 19 Dörfer rund um
Eschwege, in denen die Herren von Boyneburg
ihren Grundbesitz hatten. Als Gerichtsplatz
diente der Anger von Jestädt. Bis in die 1960er
Jahre stand auf dem Anger eine Gerichtslinde,
welche als Pranger diente.