Fachwerkbau

Das Fachwerkhaus „Motzenroder Straße 4“ stammt aus dem späten 17. Jahrhundert und bildete früher das nördliche Ende des Dorfes. Bis vor etwa 100 Jahren wurden fast alle Wohn- und Bauernhäuser im Fachwerkstil errichtet. Gerade im ländlichen Raum gab es außer den Kirchen und Adelshäusern, Schlössern und Burgen kaum Steingebäude. Auch das Jestädter Schloss wurde größtenteils in Fachwerkbau- weise. Diese Technik zählt zu den ältesten Bauweisen der Menschheit. Schon in der Steinzeit gab es erste Fachwerkkonstruktionen, die natürlich noch deutlich einfacher waren, als die späteren, mittelalterlichen Gebäude. Je weiter sich die Fachwerkbauweise entwickelte, desto größere, stabilere und komplexere Fachwerkhäuser konnten entstehen. Im Frühmittelalter herrschte vor allem die sogenannte Ständerbauweise (auch Geschossbauweise) vor. Das Gebäude wird von langen, gebäudehohen Ständern (Stämme) getragen. Aus diesem Grund war die Haushöhe von der Länge der genutzten Stämme abhängig und damit automatisch begrenzt. Ab dem Spätmittelalter entwickelte sich die sogenannte Rähmbauweise, auch Stockwerkbauweise genannt. Das Fachwerk wurde so konstruiert, dass die Stämme immer nur über eine Geschosshöhe reichten, sodass man nicht mehr so lange Baumstämme benötigte. Dadurch konnten höhere und größere Bauten entstehen. Benannt ist die Rähmbauweise nach dem Rähmholz, welches den horizontalen Abschluss einer Etage bildete. Die Häuser in Jestädt wurden fast ausschließlich in Rähmbauweise errichtet.
Fachwerkhaus mit Ständerbauweise und Rähmbauweise: Man sieht gut die durchlaufenden Ständer bei der Ständerbauweise. Die Rähmbauweise ist auch von Außen gut an den Balkenköpfen und der überkragenden Geschosse zu erkennen. Jedes Geschoss verfügt über eine Schwelle und schließt oben mit dem Rähm(holz) ab.