Ortsstruktur

Der mittelalterliche Ort war noch deutlich kleiner als heute und umfasste hauptsächlich den Bereich rund um das Schloss und die Kirche. Am Anger standen nur vereinzelt Häuser. Auch im Laufe der Neuzeit entwickelte sich der Ort nur langsam. Die meist kleinbäuerlichen Anwesen lagen entlang der heutigen Hauptstraße, die damals wahrscheinlich ein ungepflasterter Weg war, der durch den Ort führte. Gerade im Mittelalter und der Neuzeit waren auf dem Land und in den kleineren Dörfern nur die wenigsten bzw. wichtigsten (Fern-)Straßen gepflastert. Infolgedessen waren die Wege bei Trockenheit staubig, nach Regengüssen schlammig und im Winter bei Eis und Schnee gefroren. Heute stehen rund um den Anger von Jestädt zahlreiche Häuser. Auf dem Ortsplan von 1793 sind es nur zwei. Eines davon ist das Fachwerkhaus „Hauptstraße 35“. Es wurde um 1586 errichtet und gilt als das älteste Fachwerkhaus des Werra-Meißner- Kreises. Das Haus „Hauptstraße 33“ stammt aus dem Jahr 1673 und ist damit deutlich jünger als das Nachbarhaus.
Hauptstraße 35 - Fachwerkhaus in überkragender Rähmbauweise. Die Füllhölzer sind mit Schiffskehlen [1] verziert. Im Obergeschoss sieht man einen „Wilden Mann“ [2].
Besonders die traufseitige Fassade zum Garten hin ist sehenswert. Hier ist eine Inschrift [1] aus der Zeit der Fertigstellung erhalten. Die Füllhölzer [2] zwischen den Balkenköpfen [3] sind mit Schiffskehlen verziert, die wiederum mit eingelegten Rundstäben und feinen Perlenornamenten geschmückt sind. Das geschweifte Andreaskreuz [4] ist mit Nasen besetzt.
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Jestädt um 1793 Schloss [1], Lustgarten [2], Gutshof [3], Fruchtkasten [4], Gefängnis [5] und Mühle [6] Kirche [7] und Pfarrhaus [8] Anger [9] Haus des Richters [10] und Schule [11] Kartengrundlage: Staatsarchiv Marburg, Karte P II 16226
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