Prinzenstraße
Bis um 1800 war Kappeln ein kleiner Flecken
mit nur wenigen Einwohnern. Seit 1533 gehörte
der Ort und die hier lebenden Familien den
Herren von Roest. Um 1666 machte der
damalige Gutsherr Detlef von Rumohr die
Bewohner Kappelns zu seinen Leibeigenen, die
fortan die Ländereien rund um Kappeln als
Bauern bestellen mussten. Damals war Kappeln
zu einem bedeutenden Handelsort an der Schlei
geworden. Daher ließen sich die meisten
Bürger das Auftreten des Gutsherrn nicht
gefallen. Daraufhin verließen um die 65
Familien den Ort Kappeln, damals ein Großteil
der Bewohner. Sie gründeten die Siedlung Arnis
auf einer Insel in der Schlei.
Durch diese Abwanderung verarmte Kappeln
deutlich, denn nur arme und alte Bürger
blieben zurück. Um 1801 waren die Wohn- und
Lebensverhältnisse der Bürger in Kappeln
katastrophal. Kurz zuvor hatte der damalige
Landgraf und dänische Verwalter Karl von
Hessen-Kassel die Bewohner Kappelns von der
Leibeigenschaft befreit. Er galt bereits damals
als sehr fürsorglich und großzügig. Als er die
Armut in Kappeln bekämpfen wollte, ließ er also
nicht die Armenhäuser ausbauen, sondern
errichtete stattdessen ein neues Stadtviertel.
Um das Jahr 1801 legte Karl von Hessen-Kassel
die Prinzenstraße als schnurgrade Planstraße an
und errichtete die kleinen Häuschen, die bis
heute die Straße säumen. Damals wurde diese
Architektur als „Arme-Leute-Architektur“
bezeichnet. Dabei wurde jedem Bewohner nicht
nur ein Haus zugeteilt, sondern auch ein
Kohlhof – ein kleines Stück Land, wo die
Bewohner Gemüse anbauen konnten. Diese
Investition in die Stadterweiterung zahlte sich
schon bald aus und linderte die Armut in
Kappeln deutlich. Es war sicherlich ein viel
effektiveres Mittel als der Bau weiterer
Armenhäuser. Auf diese Weise wurde der
Grundstein für das heutige Kappeln gelegt.