Reeperbahn

An dieser Stelle stellten Reepschläger (Taumacher und Seiler) seit dem Mittelalter ihre Seile und Taue her. Dabei wurden viele dünnere „Reepe“ miteinander verdrillt oder verflochten, um dickere „Trossen“ zu erhalten. Da die teils sehr langen Taue viel Platz benötigten, wählte man hierzu eine entsprechend lange und gerade Straße vor der Siedlung, wo man die langen Taue in wochenlanger Arbeit herstellen konnte. Der Name Reeperbahn verrät noch heute die damalige Nutzung dieser Straße. Im Jahr 1869 wurde der „historische“ Teil des heutigen Rathauses als Schulgebäude errichtet. Die hellen Ziegelsteine mit den farblich abgesetzten, dunkleren Ziegelbänder sind sehr charakteristisch für den Bau. Das Gebäude zählt zu den frühen Werken des inzwischen sehr bekannten Architekten Johannes Otzen (*1839, †1911). Der in der Nähe von Kappeln geborene Otzen wurde besonders durch den Bau großer Villenviertel in Berlin berühmt. Nachdem das ehemalige Schulgebäude Mitte der 1980er Jahre zum Rathaus von Kappeln wurde (vgl. Station 1), wurde der Bau durch einen weiteren, modernen Bau ergänzt, wobei der Baustil kopiert wurde. Dadurch bilden die beiden Gebäude ein einheitliches Ensemble. Die Farbe der genutzten Ziegel ist nicht nur von dem verwendeten Material abhängig, sondern auch von der Brenntemperatur und der Brenndauer. Für die hellen Ziegelsteine wird man deutlich helleres Material genutzt haben, als beispielsweise für sehr dunkle Ziegelsteine, die farblich ins rot oder sogar schwarz tendieren. Viele der Lehme in der Region sind durch die Nähe der Ostsee kreidehaltig. Als diese Lehmablagerungen während der letzten Kaltzeit gebildet wurden, schürften die eiszeitlichen Gletscher das heutige Ostseebecken aus. Dabei wurden auch große Kreideschollen abgetragen und teils über große Strecken transportiert. Zermahlen gaben sie dem Lehm eine hellbraune Farbe. Dieser Lehm wurde gebrannt und führte zu hellen Ziegelsteinen.