Schloss Karlsruhe
Die Region zwischen Rhein und den nördlichen
Schwarzwaldhöhen ist seit Jahrtausenden
besiedelt. Beispielsweise wurde der heutige
Stadtteil Knielingen (entlang des Rheins
westlich der heutigen Innenstadt) bereits 786
erstmals urkundlich erwähnt. Im 17.
Jahrhundert war der Bereich der heutigen
Innenstadt hingegen noch von einem dichten
Wald bedeckt.
Nachdem der damalige Ort Durlach, heute
ebenfalls ein Stadtteil Karlsruhes, im Pfälzer
Erbfolgekrieg weitestgehend zerstört worden
war, ließ der damalige Markgraf Karl III.
Wilhelm (*1679, †1738) das Schloss in Durlach
nicht wiederaufbauen, sondern gründete
stattdessen das heutige Karlsruhe.
Im Jahr 1738 ließ er dieser Stelle ein erstes
Schloss erbauen. Zudem entwarf er den bis
heute bestehenden Stadtgrundriss. Damit ist
Karlsruhe eine typische neuzeitliche Planstadt,
die bis heute ihr charakteristisches
fächerförmig verlaufendes Straßennetz
beibehalten hat. Die Innenstadtstraßen laufen
alle fächerförmig auf den Turm des Schlosses
zu. Erst in den letzten 150 Jahren wurden neue
Straßen errichtet und die Stadt dehnte sich
aus. Das typische Muster wurde nicht mehr
weitergeführt.
Das erste Schloss stand nicht lange. Da es
bereits nach wenigen Jahren marode war, ließ
der Nachfolger und Enkel des Stadtgründers,
Karl Friedrich von Baden (*1728, †1811), das
alte Schloss umfassend umbauen. Dieser
Umbau, der einem Abriss mit Neubau ähnelte,
wurde 1770 fertiggestellt. Im Zweiten Weltkrieg
schwer zerstört, wurde es in den 1950er Jahren
nach alten Plänen rekonstruiert.
Nimm dir etwas Zeit und entdecke die
Architektur des Schlosses.
Das Erdgeschoss ist verputzt und wird durch
breite Fugen gekennzeichnet. Hier spricht man
von Bandrustika. Das verputzte Mauerwerk
imitiert dabei antike Fassadenformen.
Der Haupteingang wird durch ein Säulenportal
und einen Dreiecksgiebel geschmückt. Er steht
etwas aus der Fassade heraus. In der Architektur
spricht man von einem Mittelrisalit mit Frontispiz
(=Giebeldreieck über Mittelrisalit).
Der Grundriss des Schlosses ist außergewöhnlich.
Die Seitenflügel setzen schräg zum Hauptbau an
und stehen im 90° Winkel zueinander. Damit
bilden sie einen großen offenen Platz vor dem
Schloss.
Die Fassade wird zum Dach durch eine
umlaufende Balustrade abgeschlossen. Dabei
werden viele der Postamente von Figuren [1]
geschmückt. Die „geländer-artigen“ Bereiche [2]
der Balustrade bezeichnet man als Baluster.
Das Dach, welches im unteren Bereich abknickt,
wird als Mansardendach bezeichnet. Dieser
Baustil entwickelte sich im Barock in Frankreich.
Die Fenstergauben an den Hausseiten werden als
Zwerchgiebel mit Zwerchdach bezeichnet.
alte Ansicht von Karlsruhe
Zwerchgiebel klingt ein wenig nach einem
Zwergenhaus…
Aber „Zwerch“ kommt aus dem
Mittelhochdeutschen und bedeutet „quer“.
So ein Zwerchgiebel wirkt mit seinen Wänden
und dem Dach wie ein Haus im Haus
- es ragt quer aus dem eigentlichen Haus.
Das Zwerchfell in deinem Körper hat übrigens
die gleiche Wortherkunft. Es ist dem
Wort nach eine Haut (medizinisch gesehen eine
Muskel-Sehnen-Platte), die quer
liegt und die Brusthöhle von der Bauchhöhle
trennt.