St. Nikolai
Die genaue Geschichte der Gründung der
Kirche St. Nikolai ist bis heute nicht
abschließend geklärt. Möglicherweise gehen
ihre Wurzeln auf die Zeit vor der Stadtgründung
zurück. Damals soll es in der hier liegenden
Handelssiedlung an der Förde bereits eine oder
mehrere Kaufmannskirchen gegeben haben.
Diese Kirchen dienten dabei nicht nur als
sakrale Bauten, sondern auch als Lagerfläche
für Waren der hier lebenden Kaufmannsleute.
Um 1233 wird erstmals eine Kirche erwähnt.
Als Kiel das Stadtrecht 1242 verliehen wurde,
gab es bereits eine dem hl. Nikolai geweihte
Kirche, da sie in der Stadtrechtsurkunde
erwähnt wird.
Wie dieser erste Bau ausgesehen hat und ob es
bereits eine Kirche aus Stein war, ist
unbekannt. Die ältesten Bauteile des heutigen
Kirchenbaus stammen aus dem späten 13.
Jahrhundert. In den kommenden Jahrhunderten
wurde die Kirche St. Nikolai immer wieder
erweitert und umgebaut.
Der heutige Grundriss bzw. der Kirchenbau
stammen aus dem 19. Jahrhundert.
In den Jahren vor 1884 kam es zu einer
neogotischen Umgestaltung der Kirche, die
praktisch einem Neubau gleichkam. Dabei
wurden beispielsweise zahlreiche
mittelalterliche Kapellen abgerissen.
Nach den schweren Zerstörungen im Zweiten
Weltkrieg errichtete man die Kirche erneut,
wobei manche Umbauten des 19. Jahrhunderts
rückgängig gemacht wurden – es kam jedoch
auch zu modernen Ergänzungen. Damit ist das
mittelalterliche Aussehen von St. Nikolai kaum
mehr im Bau zu erkennen.
Im mittelalterlichen Kiel zählte die Kirche St.
Nikolai zu den größten und wichtigsten Bauten.
Die damalige Gesellschaft war streng gläubig
und nutzte die Kirche nicht nur zu sakralen
Anlässen. Es war auch ein wichtiger Treffpunkt
in der Stadt, wo man über Standesgrenzen
hinweg ins Gespräch kam. Zudem nutzte der
Stadtrat das Kirchenschiff als Versammlungsort
und teils als Gerichtssaal.
Geweiht ist die Kirche dem hl. Nikolai. Er ist bis
heute der Schutzpatron der Seefahrer und
Händler. Im mittelalterlichen Kiel holten sich die
ausfahrenden Seeleute den Segen der Kirche,
sodass sie dann auf ihren Reisen auf den
Meeren unter dem Schutz Gottes standen.
Dadurch fühlten sie sich vor Unheil besser
geschützt. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie
sehr die Menschen des Mittelalters in Ehrfurcht
vor Gott lebten und welchen Stellenwert die
Kirche hatte. Dabei war es auch egal, ob man
reicher Kaufmann oder armer Schiffsjunge war.
Seitenansicht von St. Nikolai
Kirchturm St. Nikolai
Alte Ansicht von St. Nikolai