jüdische Geschichte

Seit wann genau jüdische Bürger in Kirchhain lebten, ist heute nicht mehr zu rekonstruieren. Manche Quellen lassen vermuten, dass es hier schon immer einige jüdische Familien gab. Ab dem späten 16. Jahrhundert mehren sich die Quellen zum jüdischen Leben in der Stadt. Im 17. und 18. Jahrhundert florierte die jüdische Gemeinde, die hauptsächlich mit Vieh, landwirtschaftlichen Produkten und Textilerzeugnissen handelte. Vereinzelt gab es bereits damals antisemitische Übergriffe, insgesamt war es aber ein harmonisches Zusammenleben. Im 18. Jahrhundert wurde der heute noch erhaltene jüdische Friedhof nördlich der Innenstadt eröffnet. Im 19. Jahrhundert wuchs die jüdische Gemeinde nach und nach an. Die Gottesdienste wurden bis zu diesem Zeitpunkt in Privathäusern abgehalten. Nun benötigte man eine Synagoge, die im Jahr 1904 feierlich eröffnet wurde. Anfang der 1930er Jahre lebten um die 60 jüdische Familien in Kirchhain. Im Zuge der Machtergreifung der Nationalsozialisten verließen sehr viele der hier lebenden Juden ihre Heimat und emigrierten in die USA. Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Synagoge geplündert, das Gebäude überlebte jedoch. Die Synagoge wurde zwischenzeitlich als Lagerraum genutzt. Im Jahr 1945 kam die Synagoge in Privatbesitz und wurde zu Teilen abgerissen und durch einen neuen Anbau erweitert. Es ist ein trauriges Beispiel, wie noch nach 1945 mit dem bedeutenden jüdischen Erbe umgegangen wurde. Um 1970 sollten die Reste der Synagoge sogar komplett abgerissen werden – zum Glück konnte dies verhindert werden.
 OpenStreetMap contributors  jüdischer Friedhof
Lage der Synagoge (aktueller Standort) und Lage vom jüdischen Friedhof