St. Kastor

Ausgrabungen unter der Kirche konnten zeigen, dass dieser Bereich seit der Altsteinzeit von Menschen besiedelt war. Wer diese Menschen waren und wie sie lebten, konnte bisher nicht eindeutig entschlüsselt werden. Seit der römischen Zeit mehren sich die Siedlungsspuren. 2008 konnte bei Grabungen ein römisches Kastell unter der Kirche St. Kastor nachgewiesen werden. Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurde das Kastell aufgegeben und ein römischer Tempel errichtet. Dieser hatte jedoch nicht die typische Gestalt eines römischen Tempels, sondern war ein sogenannter Gallo-römischer Umgangs- tempel. Dieser Tempeltyp entstand in den gallischen, germanischen und britischen Bereichen des römischen Reiches und war von der keltischen Kultur geprägt. Dabei kam es auch zur Vermischung der Baustile. Nachdem Koblenz Teil des Fränkischen Reichs geworden war, wurde der Tempel aufgegeben und es entstand ein Friedhof. Ob es hier bereits eine Friedhofskapelle gab, ist unbekannt. Die frühe Baugeschichte der St. Kastor Kirche ist bis heute lückenhaft. Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche stammt aus dem 9. Jahrhundert, als ein Kirchenbau an dieser Stelle erwähnt wurde. Damals lag die Kirche noch vor der Stadtmauer von Koblenz direkt am Rhein. Wie das unmittelbare Umfeld zu dieser Zeit aussah, lässt sich nicht rekonstruieren. Möglicherweise gab es hier Fischerhütten oder ähnliches. Kurz nach der Einweihung der Kirche im Jahr 826 kamen die Reliquien des Heiligen Kastors in die Kirche. Der heiliggesprochene Kastor von Karden war ein Priester, der im 4. Jahrhundert an der Mosel eine Kirchen- gemeinde hatte und die Region christianisierte. Neben der Kirche wurde zur gleichen Zeit auch ein Kollegiatstift gegründet, welches rasch an Bedeutung gewann. Verschiedene Könige und Kaiser kamen in das Chorherrenstift, um hier auf neutralem Boden zu verhandeln. Unter anderem wurde hier der Vertrag von Verdun, die Teilung des Frankenreiches im Jahr 843 verhandelt. Heute erscheint die Kirche noch immer zu großen Teilen im Baustil der Romanik und ist die älteste erhaltene Kirche der Stadt. Seit ihrer Errichtung im 9. Jahrhundert wurde die Kirche immer wieder umgebaut und erweitert. Die größten Umbauten erfolgten im 12. und 19. Jahrhundert.
Gallo-römischer Umgangstempel
St. Kastor