Martinsviertel

Das Martinsviertel zählt heute zu den letzten im Stil des Mittelalters erhaltenen Stadtvierteln Kölns. Im Zweiten Weltkrieg nur teilweise zerstört, wurde es danach anhand des alten Straßenplans wiedererrichtet. Heute ist es mit seinen engen Gassen und hohen Häusern ein Juwel der Kölner Altstadt und lässt erahnen, wie es im mittelalterlichen Köln ausgesehen hat. Die engen Gassen und schmalen Häuser waren im Mittelalter typisch, denn so wurde der Platz innerhalb der schützenden Stadtmauern bestmöglich genutzt. Viele der Häuser haben keine klaren Grundrisse, sondern sind verwinkelt geschnitten. In den 1930er Jahren wurde das Viertel grundlegend saniert und bekam sein heutiges Ambiente. Dabei kam es zu manch kuriosen Ereignissen. Im Jahr 1935 war das ehemalige Brauhaus „Heinrich zur Krae“ baufällig geworden. Aber statt zu sanieren, wurde das Gebäude abgerissen. Anschließend baute man hier das Haus „Sünner im Walfisch“ auf, welches vorher in der Tipsgasse (wenige Straßen weiter) stand. Beim Wiederaufbau wurde die Jahreszahl 1629 in 1626 verdreht, sodass heute die falsche Jahreszahl die Fassade ziert. Es steht auch heute noch in manchem Reiseführer die falsche Jahreszahl! Im Mittelalter befanden sich im Martinsviertel etliche Brauereien. Damals war das Trinken von Bier noch weit verbreitet. Dabei hatte das Bier oftmals weniger Alkohol als heute. Es wurde aus einem anderen Grund gerne getrunken: Sauberkeit und Hygiene. Im Mittelalter gab es noch keine Wasserleitungen, die Bewohner holten ihr Trinkwasser an städtischen Brunnen. Diese waren oftmals nicht sehr tief, sondern schöpften nur oberflächliches Grundwasser. Weil es keine Kanalisation gab, sondern die Bewohner ihr Abwasser einfach auf die Straße schütteten, war das oberflächennahe Grundwasser oft mit Viren oder Bakterien verseucht, sodass man lieber auf das Bier zurückgriff.