Gürzenich
Der Gürzenich zählt zu den bedeutendsten
mittelalterlichen Gebäuden der Stadt und
wurde im Jahr 1447 als Tanz- und Festsaal
eröffnet. Es war nicht nur Tanz- und Festsaal,
sondern hier gab es auch eine Kaufhalle
(überdachter Marktplatz) und Lagerflächen.
Im Mittelalter war Köln die größte Stadt
Deutschlands, um 1430 lebten hier bereits
40.000 Menschen. Damals waren das richtig
viele Bewohner. Lange Zeit gab es jedoch nicht
ausreichend große Festsäle, um die vielen
Feiern und Veranstaltungen in dieser damaligen
Großstadt abzuhalten. Deshalb entschied sich
der Stadtrat dazu, den Gürzenich zu errichten.
Dazu wurden mehrere Häuser abgerissen. Nach
der Fertigstellung zählte der Gürzenich zu den
größten damaligen Gebäuden der Stadt. Hier
konnten Feste mit vielen hundert Besuchern
veranstaltet werden. Sogar der damalige
deutsche Kaiser soll hier Empfänge abgehalten
haben.
Das Gebäude wurde innerhalb von sechs Jahren
fertiggestellt. Dies klingt erst einmal nach
relativ viel Zeit, so groß ist das Gebäude ja
eigentlich nicht. Bedenkt man jedoch, welche
Mittel den damaligen Baumeistern zur
Verfügung standen, ist es nicht viel Zeit.
Besonders die Ausstattung der Säle im Inneren
waren sehr prunkvoll. Damals gab es noch
keine Baumaschinen, Kräne oder Gerüste, wie
wir sie heute von Baustellen kennen. Auch
Baupläne gab es keine, geschweige denn
irgendwelche Bauberechnungen. Man hatte
eine ungefähre Skizze des Gebäudes und fing
dann einfach an zu bauen.
Die Steine des Baus stammen aus einem
Steinbruch am Drachenfels (etwa 50 Kilometer
rheinaufwärts). Dort wurden die Gesteine in
große Quader geschlagen und per Schiff nach
Köln transportiert. Vom Hafen aus gelangten
die Materialien mit Pferdefuhrwerken zur
Baustelle. An der Baustelle angekommen,
wurden die Gesteine mithilfe von Laufkränen an
ihre Stelle im Bau gehievt. Die Gerüste am Bau
bestanden aus Holz und waren mit Seilen
zusammengebunden. Oftmals eine wackelige
Angelegenheit. Daher kam es während des
Baus des Öfteren zu schweren Unfällen. Die
meisten Arbeiten auf der Baustelle wurden per
Hand ausgeführt.
Ab etwa 1650 wurde der Gürzenich nur noch
als Kaufhalle genutzt. Damals schwand der
Einfluss Kölns im Deutschen Reich. Erst im 19.
Jahrhundert nutzte man den Saal wieder als
Tanzhaus und Festhalle. Damit wurde an die
lange Tradition angeknüpft. Im Zweiten
Weltkrieg wurde das Gebäude fast vollständig
zerstört und nach alten Plänen wiedererrichtet.
Zu dieser Zeit wurden die Säle im Stil der
1950er Jahre gestaltet und verloren dadurch
ihren Charme. Trotzdem ist es ein bedeutender
Tagungsort, hier wurden beispielsweise der G8
Weltwirtschaftsgipfel 1999 und europäische
Gipfeltreffen abgehalten. Heutzutage finden
hier jährlich etwa 250 Veranstaltungen statt.