St. Maria im Kapitol

Die romanische Kirche St. Maria im Kapitol steht auf einer kleinen Anhöhe oberhalb des Rheins, ein Ort mit einer langen Geschichte. Im 1. Jahrhundert wurde Köln zu einer römischen Stadt erhoben. Daraufhin wurde an dieser Stelle ein Tempel für die römischen Gottheiten Jupiter, Juno und Minerva errichtet. Der Tempel war 33 x 29,5 m groß und wurde durch einen 97 x 69 m großen Platz umgeben, der von einer Mauer geschützt wurde. Im 5. Jahrhundert übernahmen die Franken die Herrschaft. Sie bauten ihre Residenz nahe des ehemaligen Tempelbezirks und errichteten direkt auf dem ehemaligen Tempelberg eine erste Kirche. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Zeugnisse der Kirche St. Maria im Kapitol. In der Krypta findet man heute noch Säulenfragmente des einstigen römischen Tempels. Die Breite des Kirchenschiffs entspricht auch genau denen des ehemaligen römischen Tempels. Schon bald wurde aus der Kirche das erste Frauenkloster Kölns. Wann genau es gegründet wurde, ist unbekannt. Die Frau eines Hausmeiers, Plektrudis, trat um 700 in das Kloster ein. Ob sie Gründerin des Klosters ist, bleibt unklar. Ihre Grabplatte zählt heute zu den bedeutendsten Schätzen der Kirche. Mit dem Bau der heutigen romanischen Kirche wurde im 11. Jahrhundert begonnen. Um 1065 wurde die Kirche geweiht. Der Altar der Kirche steht in etwa an der gleichen Stelle, wo der Opfertisch im Tempel lag. Daran ist zu erkennen, wie der römische Tempel nachhaltig die heutige Kirche geprägt hat. Besonders ist, dass die Kirche nicht über einen Chor und einen Kreuzgrundriss verfügt, sondern auch heute noch den Grundriss einer frühchristlichen Gebetskirche aufweist. Am östlichen Ende des Kirchenschiffs gibt es 3 gleich große Rundungen. Die Krypta ist bemerkenswert groß. Die hier verwendeten Quader stammen noch vom römischen Tempel. Für den Bau der Krypta diente die Grabkammer des Speyerer Doms als Vorlage. Im Mittelalter entwickelte sich St. Maria im Kapitol zu einer der bedeutendsten Kirchen Kölns und war nach dem Kölner Dom die Hauptkirche des Bischofs. Hier fanden über Jahrhunderte offizielle kirchliche Feiern des Kölner Stadtrats statt. Damals war die Kirche als Institution noch viel bedeutsamer als heute und wurde auch von den weltlichen Herrschern beachtet und umworben. Es kam jedoch auch immer wieder zu schweren Verwerfungen zwischen den Kölner Ratsherren als weltliche Macht und dem Kölner Bischof als Vertreter der kirchlichen Macht. Viele Kölner Bischöfe kümmerten sich jedoch nur wenig um ihr Bistum, oft waren sie stark zum Papst nach Rom ausgerichtet und fühlten sich höheren Aufgaben berufen.