Leipziger Passagen

Die Mädlerpassage hast du schon kennengelernt (vgl. Station 2). Sie ist nur eine von zahlreichen Passagen in Leipzig. Fast in jedem der Häuserblocks befindet sich eine Passage. Diese Passagen sind ganz typisch für die ehemaligen Messehäuser in Leipzig. Heute hat Leipzig europaweit die größte Dichte von Passagen in der Innenstadt. Hier kann man bei jedem Wetter bummeln und entspannen. Die Ursprünge dieser Passagen sind die so- genannten Durchhöfe und Messehäuser des Mittelalters und der Neuzeit. Auch wenn die heutige Bebauung zumeist aus der Gründerzeit stammt, wurden diese nach den mittelalterlichen Vorbildern errichtet. Ein typischer Durchhof war so konstruiert, dass man auf der einen Seite mit dem Pferdefuhrwerk hineinfuhr, es entlud und dann auf der anderen Seite wieder herausfuhr. Dadurch entfiel das Wenden und die Wagen konnten schneller entladen werden. Im 18. Jahrhundert entstanden aus diesen Durchhöfen die Durchhäuser. Während die Durchhöfe noch aus mehreren Häusern bestanden, war das Durchhaus im Besitz einer Handelsfamilie. Der Gebäudekomplex bildete – im Gegensatz zu dem vorherigen Zusammenschluss mehrerer Häuser zu einem Durchhof - eine optische Einheit und war genau auf die Bedürfnisse des Händlers zugeschnitten. Die Durchhäuser boten deutlich mehr Platz und wuchsen immer mehr in die Höhe. Dabei wurden die oberen Etagen als Lagerflächen genutzt, während der Handel im Erdgeschoss stattfand. Im späten 19. Jahrhundert entstanden aus den Durchhäusern die Messehäuser. Diese waren deutlich größer und umfassten meist einen ganzen Häuserblock. Durch den Bau dieser Messehäuser konnte mit erheblich größeren Warenmengen gehandelt werden. Es entstand langsam ein Messewesen, wie man es heute noch kennt. Meist wurde hier nur noch mit Warenmustern gearbeitet, um die Messezeit möglichst effektiv zu nutzten. Nach dem Kauf wurden die Waren direkt von der Fabrik an die Käufer geliefert. Es ging also mehr um die Präsentation der Ware in einem pompösen Umfeld als um die Ware selbst. In den 1920er Jahren gab es rund 50 Messehäuser in Leipzig. Noch bis in die 1980er Jahre nutze man diese Bauten als Messebereiche. Erst mit dem Bau der heutigen Messe Leipzig im Jahr 1996 verloren die Messehäuser ihre Bedeutung.