Neues Rathaus
Das Neue Rathaus erinnert mit seinem
zentralen Turm an eine mittelalterliche
Burganlage. Dies ist jedoch kein Zufall, sondern
der Geschichte dieses Standortes geschuldet.
Bis zum Bau des Neuen Rathauses im frühen
20. Jahrhundert stand hier die Leipziger
Pleißenburg. Sie wurde im 13. Jahrhundert
erstmals erwähnt und war jahrhundertelang Teil
der Leipziger Stadtbefestigung.
Nachdem die Burg im 18. Jahrhundert ihre
militärische Bedeutung verlor, wurde sie 1764
als Sächsische Festungsanlage aufgegeben.
Anschließend nutzte man die Gebäude zu ganz
unterschiedlichen Zwecken. Unter anderem
waren hier chemische Labore der Universität
und eine Sternwarte untergebracht.
Als das Alte Rathaus am Markt (vgl. Station 1)
für den Stadtrat im späten 19. Jahrhundert zu
klein wurde, war man auf der Suche nach
einem Standort für ein neues Rathaus. Im Jahr
1895 kaufte der Stadtrat die Pleißenburg und
ließ sie abreißen. Anstelle der Burg wurde 1905
das Neue Rathaus errichtet. Der
charakteristische Turm des Rathauses steht an
der Stelle, wo sich zuvor der Bergfried der
Pleißenburg befand.
Das Neue Rathaus entstand als Prachtbau im
späten deutschen Kaiserreich im Stil des
Eklektizismus. Dieser Baustil orientiert sich
nicht an den typischen mittelalterlichen oder
neuzeitlichen Baustilen, sondern nutzt wahllos
Elemente aller möglichen architektonischen
Stile. Dadurch entsteht ein Bau, der keiner
Epoche zugeordnet werden kann.
alte Ansicht der alten Burganlage
Der Rathausturm ist mit seinen 114,5 Meter der
höchste Rathausturm der Welt.
Dementsprechend findet man ihn im Guinness
Buch der Rekorde.
Im Inneren des Gebäudes ist einer der letzten,
öffentlichen Paternosteraufzüge in Deutschland
zu finden.
An der nachts angeleuchteten Rathausuhr steht
der lateinische Spruch MORS CERTA, HORA
INCERTA (übersetzt: Der Tod ist gewiss, die
Stunde ungewiss). Der Volksmund übersetzt den
Spruch jedoch auch gerne als „Todsicher geht die
Uhr falsch“.
An der Südfassade des Gebäudes sind fünf
Figuren zu sehen. Sie sollen die Bereiche
„Handwerk“, „Gerechtigkeit“, „Buchkunst“,
„Wissenschaft“ und „Musik“ darstellen.