Posthof
Der Lieser Posthof zählt zu den am besten
erhaltenen frühen Poststationen in Deutschland
und lässt erahnen, wie die Anfänge des
Postwesens in Deutschland ausgesehen haben.
Bis heute sind einige Details der langen
Geschichte noch immer ungeklärt, da vieles nie
dokumentiert wurde. So ist die genaue
Gründung der Poststation unklar, manche
Quellen vermuten die Anfänge um das Jahr
1516, andere Quellen sehen den Beginn erst
um das Jahr 1522, als der Posthof erstmals
urkundlich belegt ist.
Betrieben wurde die Poststation in Lieser von
der Familie Thurn und Taxis. Das Adels-
geschlecht kam ursprünglich aus der Lombardei
(Italien) und war ab dem späten 15. Jahr-
hundert im deutschen Postwesen aktiv. Es
entstand das erste europaweite Postwesen (die
Kaiserliche Reichspost), wobei es nicht nur um
Briefe und Pakete ging, sondern auch um den
Postkutschenverkehr. Bis ins 19. Jahrhundert
waren Postkutschen ein wichtiges Verkehrs-
mittel, um von Ort zu Ort zu gelangen. Das
Eisenbahnwesen entstand erst im 19.
Jahrhundert.
Die Poststation in Lieser hatte für über 150
Jahre im Postverkehr eine herausragende
Bedeutung. Durch Lieser führte einerseits die
vielfrequentierte Postroute Brüssel – Augsburg.
Zugleich galt der Ort als Endpunkt der
Streckenabschnitte Brüssel-Lieser und
Augsburg-Rheinhausen-Lieser. Hier wurden
beispielsweise die Pferde getauscht und es gab
eine der wenigen Fähren über die Mosel.
Außerdem hatte Lieser keine Stadtmauer,
sodass die berittenen Postboten jederzeit die
Poststation anfahren konnten. Die meisten
anderen Orte hatten Stadttore, die in der Nacht
geschlossen waren, sodass dort beispielsweise
ein Wechsel der Pferde nicht möglich gewesen
wäre.
Im Jahr 1728 wurde die Poststation
geschlossen. Glücklicherweise wurden die
Gebäude der ehemaligen Poststation nicht
abgerissen, sondern sind bis heute erhalten. Ab
1994 wurden sie umfassend saniert und ihr
ursprüngliches Aussehen wiederhergestellt. Die
ältesten Gebäude stammen noch aus dem
frühen 16. Jahrhundert, als der Posthof eröffnet
wurde.