Garten und Handwerk der
Landarbeiter
Die Landarbeiter bildeten zwar die Mehrheit der
Bevölkerung, hatten jedoch politisch und
gesellschaftlich im Ort kaum Einfluss. Viele der
Landarbeiterfamilien lebten in großer Armut.
Um etwas weniger auf das Einkommen
angewiesen zu sein, waren viele der
Landarbeiter – wie alle Bürger damals – zu
großen Teilen auch Selbstversorger. Einen
Markt oder ähnliches gab es in Loppersum
nicht, ohne Kaufkraft hätte auch kaum jemand
etwas kaufen können.
In den kleinen Hausgärten wurden Obst,
Gemüse und Kräuter angebaut. Außerdem
hielten viele Familien kleinere Nutztiere wie
Hühner, Schweine oder ein paar Ziegen, um
Fleisch, Milch und Eier zu haben. Ein Pferd oder
eine Kuh konnten sich die armen
Landarbeiterfamilien nicht leisten. In der Natur
sammelten sie darüber hinaus Früchte, Pilze
und Kräuter.
Sie hatten nicht die finanziellen Mittel, um
Handwerker mit der Herstellung von
Gerätschaften oder Alltagsgegenständen zu
beauftragen. Aus diesem Grund stellten sie die
benötigten Werkzeuge, Möbel und
Gerätschaften selbst her. Die Landarbeiterinnen
webten, nähten und strickten Kleidung sowie
Haushaltsgegenstände wie Tischdecken und
Vorhänge. Manche der hergestellten Textilien
konnten sie verkaufen. Über diese
Handwerkskunst und Gegenstände des
täglichen Lebens ist bisher kaum etwas
bekannt.
Die Gerätschaften für die Bauern, kamen meist
aus Emden. Nicht umsonst gab es seit dem 14.
Jahrhundert einen regen Warenverkehr
zwischen Emden und der Krummhörn.
Das hier erhaltene Landarbeiterhaus ist wieder
ein Doppelhaus. Anders als beim eben
erwähnten Bummert (vgl. Station 5), sind die
Wohneinheiten hier an der Längsseite
miteinander verbunden und haben einen
gemeinsamen Dachfirst. Die Steine des
Gebäudes stammen wahrscheinlich von der
mittelalterlichen Burg. Als diese im 19.
Jahrhundert abgebrochen wurde (vgl. Station
4), nutzte man die Backsteine zum Bau des
Landarbeiterhauses. Die Steine haben das
sogenannte Klosterformat.
Der Stallbereich ist direkt an die
Landarbeiterhäuser angebaut. Diese Architektur
erinnert entfernt an ein kleines Gulfhaus. Durch
den Stall wurde ein Landarbeiterhaus quasi zu
einem Bauernhof en Miniatur. Heute ist das
doppelte Landarbeiterhaus saniert und im
Inneren zu einem Haus verbunden. Dennoch
sind die historischen Strukturen erhalten und
lassen erahnen, wie es hier einst zuging.
Bis in das 19. Jahrhundert waren die
Dorfschiffer der Krummhörn für diese ländliche
Region von großer Bedeutung, denn sie
transportierten über ein dichtes Netz von
Kanälen Waren aller Art aus dem nahen Emden
in die ländliche Krummhörn. Sie brachten
anders herum auch Waren aus der Krummhörn
nach Emden, beispielsweise landwirtschaftliche
Produkte oder Torf als Brennmaterial.
Das Klosterformat ist ein historisches
Ziegelformat, das im Mittelalter in Ostfriesland
für Kirchen, Klöster und repräsentative Bauten
verwendet wurde und so seinen Namen erhielt.
Mit einer Länge von etwa 28–30 cm, eine Breite
von 13–14 cm und einer Höhe von 8–9 cm waren
diese Ziegel größer als heutige Standardformate.