Stolpersteine

Im ländlichen Raum gab es während der Zeit des Nationalsozialismus keinen Raum für „Abweichungen“. Schnell geriet man ins Visier des Regimes. Im Rahmen der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ wurden Männer, die aufgrund der Weltwirtschaftskrise keine Arbeit hatten, der Gestapo gemeldet. Die drei hier verlegten Stolpersteine erinnern an drei Männer, die nicht in das gewünschte Bild der Nationalsozialisten passten. Sie wurden deportiert und überlebten die Heilanstalt bzw. das Konzentrationslager nicht.
Reinhard Remmer Kunkel ist am 02.05.1890 geboren. Er machte eine Ausbildung und arbeitete deutschlandweit als Kellner. Durch eine Kriegsverletztung aus dem ersten Weltkrieg war er nur noch bedingt arbeitsfähig. Nach seiner Heirat übernahm er die Bahnhofsgaststätte in Loppersum und arbeitete als Schankwirt. Allerdings wurde es aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Lage immer mühsamer, den Lebensunterhalt zu decken. Reinhard Remmer Kunkel stand dem Nationalsozialismus kritisch gegenüber und ist mit seinen Äußerungen ins Visier der örtlichen Nazis geraten. Die Gäste blieben aus und die finanzielle Situation belastete ihn. Im Juni 1939 wurde er von der Polizei in ein Krankenhaus gebracht und eingesperrt. Ärzte warfen ihm "Trunksucht" vor und besiegelten so die Einlieferung wegen Geisteskrankheit in eine Heilanstalt. Mit der Bergründung, dass er die Sicherheit anderer gefährde, seine Schankstätte nicht führen und seine Familie nicht versorgen könne, wurde er einen Monat später entmündigt. Er starb am 27.09.1939 in der Heilanstalt Osnabrück.
Jakob Pfluger wurde am 01.12.1914 geboren. Aufgrund von Auftragsmangel wurde der gelernte Zimmerer / Maurer 1933 entlassen und fand wegen der Wirtschaftskrise keine Anstellung mehr. Er lebte weiterhin bei seiner Mutter, die seit dem 1. Weltkrieg verwitwet war. Als sogenannter „Arbeitsscheuer und Asozialer“ wurde er im Juni 1938 in „Schutzhaft“ genommen. Ohne Verfahren kam er ins KZ Buchenwald. Jakob Pfluger starb am 27.12.1938. Als Todesursache wurde Blutvergiftung angegeben.

Quelle: https://hinte.de/stolpersteine/ [abgerufen am 14.03.2025]

Jan Slink wurde am 09.04.1890 geboren. Nach der Schulzeit fand er aufgrund der Wirtschaftskrise nur phasenweise eine Arbeits- gelegenheit. Er heiratete. Das Paar bekam fünf Kinder, von denen sie drei zur Adoption freigaben und die daraufhin bei Familienmitgliedern aufwuchsen. Jan Slink wurde im Juni 1938 von der Gestapo verhaftet. Ohne Gerichtsverhandlung wurde er mit der Begründung "arbeitsscheu und asozial" ins KZ Buchenwald überführt. Jan Slink starb am 30.12.1938. In seiner Akte steht Blutvergiftung als Todesursache.