Stiftungen und Gemeinsinn

In der Glockengießerstraße liegen die beiden bekanntesten Lübecker Gänge und Höfe. Diese typischen Lübecker Hinterhöfe hast du bereits in der Engelsgrube kennengelernt (vgl. Station 8). Der Füchtingshof ist nach dem Lübecker Ratsherrn und Stifter Füchting benannt und wurde 1639 errichtet. In der Anlage gab es 20 Wohneinheiten für Witwen von Schiffern und Kaufleuten. Glandrops Gang und Hof wurde 1612 erbaut und ist der älteste Stiftungshof Lübecks. Bis heute ist es ein Altenheim, wie bereits zu Zeiten der Errichtung. Beide Höfe sind ein wunderschönes Beispiel spätmittelalterlicher, bürgerlicher Fürsorge. Die Höfe spiegeln den Zeitgeist der hanseatischen Handelsstädte wider. Bereits früh entwickelte sich in vielen Hansestädten ein ausgeprägter Gemeinsinn und führte zu großem bürgerlichem Engagement. Es entstanden die zahlreichen bis heute bestehenden, hanseatischen Stiftungen. Dadurch waren die Verwaltungen der Hansestädte bis ins 20. Jahrhundert eher einfach und damit kostengünstig aufgestellt. Die vielen karitativen und helfenden Aufgaben, die gewöhnlich die Stadtverwaltung übernahm, wurden durch bürgerliche Stiftungen und Ehrenamtliche verrichtet. Dies war unter anderem einer der Schlüssel zum Erfolg der mittelalterlichen Hanse.