Kanzleigebäude
Das Kanzleigebäude ist Teil des mittelalterlichen
Rathauses (vgl. Station 1) und wurde nach und
nach an das Rathaus angebaut. Hier saß die
Lübecker Stadtschreiberei, die alles Wichtige in
der Stadt protokollierte. Der älteste Teil des
Gebäudes wurde 1486 errichtet. 1588 und
1614 wurde der Bau auf seine heutige Länge
erweitert.
Seit dem späten 13. Jahrhundert gab es in
Lübeck Stadtschreiber, die bis Mitte des 19.
Jahrhunderts alle wichtigen Handels- und
Rechtsgeschäfte protokollierten, unter anderem
wurden auch die Ergebnisse des Lübecker
Gerichts festgehalten. Dadurch entstand bereits
früh eine Rechtssicherheit für Händler und
Käufer bei Geschäften auf dem Markt. In
Lübeck mussten alle Handelsgeschäfte im
Rathaus oder auf einem der Märkte abgewickelt
werden.
Durch detaillierte Prozess-Mitschriften wurden
die Gerichtsurteile transparenter und damit
leichter nachvollziehbar. Besonders im
Mittelalter wurden Strafen für Vergehen oftmals
willkürlich verhängt. Zudem waren die
Ergebnisse einer mittelalterlichen Verhandlung
meist im Sinne des Stadtrates und nicht
unbedingt auf Fakten basierend.
Diese Protokolle und Unterlagen werden als
Lübecker Niederstadtbuch bezeichnet. Es
umfasst 384 Bände und liegt im Stadtarchiv. Es
gibt einen einmaligen Einblick in die Lebenswelt
des Mittelalters.