Mengstraße

Der untere Bereich der Mengstraße zählt zu den schönsten Ecken der Altstadt. Hier stehen einige mittelalterliche Gebäude, die den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überdauert haben. In der Straße bekommt man eine Idee davon, wie es im Mittelalter in Lübeck einmal ausgesehen hat. Die Straße wird 1259 erstmals als Mengestrate erwähnt und führte damals durch das von Kaufleuten bewohnte Marienviertel zum Hafen Lübecks. Die Giebel der Häuser stehen alle zur Straße, was im Mittelalter als Symbol des Reichtums angesehen wurde. Je höher der Giebel war, desto wohlhabender war der hier wohnende Kaufmann. Die Breite der Häuser wurde nämlich im Mittelalter von der Bürgerschaft (mittelalterliche Stadtverwaltung) vorgeschrieben, etwa 10 Meter, um mit dem wenigen Platz innerhalb der Stadtmauer sparsam umzugehen. Je schmaler die einzelnen Häuser waren, desto mehr passten in eine Straße. Die hohen Häuser sind typische Vertreter des „Lübecker Giebelhauses“. Dieser Haustyp entstand schon bald nach der Stadtgründung, als es nach den beiden schweren Stadtbränden des 13. Jahrhunderts zum Bauverbot hölzerner Häuser kam (vgl. Station 3). Häuser wurden nun komplett aus Ziegeln errichtet, selbst die Verzierungen entstanden aus Ziegelsteinen. Es sind Bauten der bürgerlichen (profanen) Backsteingotik, die ihren Anfang im mittelalterlichen Lübeck nahm. Nachdem Lübeck den gesamten Ostseehandel dominierte und die Hanse ins Leben gerufen hatte, wurden nicht nur Waren aus Lübeck in den gesamten Ostseeraum exportiert, sondern auch dieser Baustil. Die Backsteingotik prägt bis heute zahlreiche Ostseestädte. Das Innere des hochmittelalterlichen Lübecker Giebelhauses ist immer nach dem gleichen Schema aufgebaut. Das Erdgeschoss ist deutlich höher als die darüberliegenden Etagen. Interessanterweise wohnten die Händler und ihre Familien nicht in diesem sogenannten Vorderhaus, sondern das Erdgeschoss diente als Verkaufs- und Handelsraum, die deutlich niedrigeren Etagen oberhalb des Erdgeschosses wurden als Lagerflächen für Handelswaren genutzt. Die Familie wohnte in einem Anbau nach hinten raus, dem sogenannten Seitenflügel.
Mengstraße