Engelsgrube
Die Straße „Engelsgrube“ wurde erstmals 1259
urkundlich als Platea Anglica (England-Straße)
erwähnt. Benannt ist sie nach einem
ehemaligen Hafen am westlichen Ende der
Straße, von wo aus die Schiffe nach England
fuhren. Ab 1175 hatten die Lübecker Kaufleute
in London einen festen Handelspunkt errichtet,
den Londoner Kontor. Hier konnten sie unter
der Schirmherrschaft des deutschen Königs
Handel treiben und damit ihre europäische
Marktmacht erweitern. Im Jahr 1601 hieß die
Straße „Engelische Grouwe“, 1852 wurde die
Straße fälschlicherweise zu Engelsgrube
umbenannt.
Im Mittelalter waren die meisten Straßen in der
Stadt nicht gepflastert, denn Steine in den
Gassen zu verlegen war teuer und aufwändig.
Da es keine Autos oder Fahrräder gab, sahen
die Gassen des Mittelalters eher wie
Schlammwege aus. Wenn man Glück hatte, lag
über die eine oder andere Pfütze ein Brett
sodass man nach einem Regenguss mehr oder
weniger trockenen Fußes durch die Stadt kam.
Erst als der Verkehr in den letzten etwa 150-
250 Jahren zunahm, wurden die Gassen nach
und nach gepflastert. Im Jahr 1907 wurde der
Straßenbelag der Engelsgrube komplett
erneuert und die Straße dabei um etwa einen
halben Meter angehoben. Dadurch liegen bis
heute viele der Hauseingänge deutlich unter
dem Straßenniveau, etwas kurios.
Eine weitere Besonderheit sind die zahlreichen
Lübecker Gänge in der Straße. Dieses sind
schmale und oft enge Wohngänge, die zu
kleinen Gassen hinter den Häusern führen. Die
hier stehenden Häuser waren deutlich kleiner
und wurden von der ärmeren Bevölkerung
bewohnt, die sogenannten Lübecker Buden. Sie
wurden meist von Bürgerlichen Stiftungen
errichtet, um Wohnraum für alle Bürger der
mittelalterlichen Stadt zu schaffen. Heute sind
die Häuser oftmals mit viel Liebe saniert und
die kleinen Gassen und Höfe entwickelten sich
zu wahren Schmuckstücken.
Nimm dir etwas Zeit und entdecke die Gassen.