Wallonerkirche

Ende des 13. Jahrhunderts entwickelte sich Magdeburg immer mehr zu einem bedeutenden Handelszentrum in der Mitte Deutschlands. Nachdem Magdeburg dem Hansebund beigetreten war, verzeichnete die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung und erlebte glorreiche, wirtschaftlich florierende Jahre. Prächtige Handelshäuser säumten die bürgerliche Stadt. Immer wieder kam es zum Streit zwischen dem Bischof und den Bürgern, die mehr Freiheiten forderten. 1478 verließ der Magdeburger Bischof schließlich die Stadt und „floh“ nach Halle, was zu seiner neuen Residenzstadt wurde. Dadurch wurde die Macht der Kaufleute deutlich gestärkt. Die Auseinandersetzungen des Stadtrats mit dem Bischof und der Aufstieg Magdeburgs im Spätmittelalter zum bedeutendsten Handelsort Mitteldeutschlands führte dazu, dass sich zahlreiche geistliche Orden in der Stadt niederließen. Die Klöster profitierten von dem Handel, oftmals beteiligten sie sich auch aktiv daran. So kam es im 13. und 14. Jahrhundert zur Gründung zahlreicher Klöster und Stifte in Magdeburg. Viele dieser Klöster sind durch Krieg und die Säkularisation um 1800 heutzutage nicht mehr im Stadtbild sichtbar. So erging es auch dem 1285 gegründeten Augustinerkloster, von dem heute nur noch die Stiftskirche aus dem Jahr 1366 steht (heute: Wallonerkirche). Trotz mehrfacher Zerstörung und Wiederrichtung, erscheint sie noch heute sehr mittelalterlich. Das Innere der Kirche wurde mehrfach umgestaltet. Die mittelalterliche Ausstattung wurden durch die Kriege zerstört. Im Jahr 1975 wurde ein sehr sehenswerter Altar und ein Taufbecken für die Kirche angeschafft. Beide Stücke stammen aus der Spätgotik (spätes 15. Jahrhundert).
Der Name der Kirche ist etwas überraschend – hat aber tatsächlich etwas mit Wallonien zu tun. Wallonien ist eine der drei Regionen des Königreichs Belgien und damit ein Teil des heutigen Belgiens. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden viele evangelisch-gläubige aus Wallonien vertrieben. Manche fanden den Weg bis nach Magdeburg und gaben so der Kirche ihren heutigen Namen.