Haus zum Spiegel
Nachdem die Wirren des Dreißigjährigen
Krieges überwunden waren, erlebte die Stadt
unter dem Mainzer Erzbischof Johann Philipp
von Schönborn eine wirtschaftliche Blüte. Durch
die Lage an Rhein und Main erholte sich die
Wirtschaft rasch und führte zu einer regen
Bautätigkeit.
Während der Erzbischof prächtige barocke
Palais errichten ließ, bauten sich der
bürgerliche Adel, die Handelsleute und
Handwerker prächtige Fachwerkhäuser. Ein
Beispiel hierfür ist das „Haus zum Spiegel“. Es
wurde um 1660 errichtet und zeigt seit 1925
wieder sein schönes Fachwerk. Zwischenzeitlich
war dieses Fachwerk verputzt worden, um dem
Haus ein großstätischeres Aussehen zu
verleihen.
Im Mittelalter umfasste der Bau eines
Fachwerkhauses zahlreiche Schritte. Bauholz,
wie wir es kennen, gab es nicht. Man konnte
nicht einfach im Baustoffhandel fertiges Holz
für den Hausbau kaufen. Die Stämme mussten
im Winter von Hand im Wald geschlagen
werden. Die meisten Wälder waren in Besitz
der Städte oder dem Landesherrn. Im Mainzer
Raum werden die Wälder dem Bischof gehört
haben. Bevor also das Holz zum Bau des
Fachwerkhauses vorlag, musste der
Zimmermeister sich eine Erlaubnis einholen,
Holz im Wald zu schlagen.
Die benötigten Bäume wurden mit einer Axt
oder Bügelsäge gefällt und bis zum Frühjahr
gelagert. Danach mussten die Stämme zu
Balken verarbeitet werden. Da es noch keine
elektrischen Maschinen gab, nutzte man hierzu
große Äxte und Handsägen. Dann wurden die
Balken mithilfe eines Ochsen- oder
Pferdekarrens zur Baustelle in der Stadt
transportiert und eingesetzt. Wenn man
bedenkt, wieviel Arbeit jeder dieser einzelnen
Schritte war, bekommt man ein Gefühl dafür
wie lange der Bau eines Hauses in der frühen
Neuzeit dauerte.
Entdecke den Baustil des Fachwerks am „Haus
zum Spiegel“.
Andreaskreuz
durchkreuzte Raute
geschweifte Balken mit Nasen
Mittelerker mit Schnitzereien an den Eckständern
typische Werkzeuge zum Bau eines
Fachwerkhauses: Breitbeil, Axt, Höhlaxt, Bohrer
und Säge