Kirschgarten

Der Kirschgarten zählt zu den ältesten Plätzen in Mainz und wurde bereits 1329 erstmals erwähnt. Damals gehörte der Platz zur sogenannten Domimmunität. Der Bischof von Mainz residierte in seiner Burg direkt am Dom, später in seinem Schloss am Rhein. Neben dem Dom gehörte jedoch auch eine größere Stadtfläche zum Besitz des Bischofs, die sogenannte Immunität. Die hier lebende Bevölkerung war dem Bischof direkt unterstellt und arbeitete vermutlich vorwiegend in der Domverwaltung. Als Erzbistum und Kurfürstentum hatte Mainz zahlreiche Verwaltungsangestellte, zudem mussten die bistumseigenen Ländereien bewirtschaftet werden. Heute zählt der Platz zu den schönsten der Stadt. Fachwerkhäuser des 16. und 17. Jahrhunderts geben einen Eindruck davon, wie es im mittelalterlichen Mainz einmal ausgesehen hat. Die schmalen Gassen und kleinen Plätze waren zu dieser Zeit typisch. Es gab keine Autos oder Fahrräder und die meisten Pferdefuhrwerke bzw. Ochsenkarren waren schmal gebaut. Die teilweise skurril geschnittenen Grundrisse der Häuser geben dem Platz ein verwinkeltes Aussehen, nutzen jedoch die Grundfläche ideal aus. Platz war immer ein Problem, denn innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer war die nutzbare Fläche begrenzt. Eine Erweiterung der Stadtmauer war aufwändig, sehr teuer und dauerte viele Jahre, sodass versucht wurde, die Mauer nach der Fertigstellung möglichst wenig zu verändern. Heute wird der Platz von zahlreichen Fachwerkhäusern gesäumt, die im Kern mittelalterlich sind und ihr heutiges Erscheinungsbild im 17. oder 18. Jahrhundert erhielten. Besonders sehenswert ist das „Haus zum Aschaffenberg“, welches die Südseite des Platzes dominiert. Das Haus gilt als das älteste Fachwerkhaus der Stadt, wobei ein genaues Baujahr (vor 1450) bisher nicht festgestellt werden konnte.
Haus zum Aschaffenberg
die Fassade wird geprägt von von überkreuzten Kopf- und Fußstreben
A  B  C   OpenStreetMap contributors
mittelalterliche Stadtmauer mit Siedlungen A: frühmittelalterlicher Siedlungskern B: vermutliche Lage des Immunitätsbezirks C: bebaute Fläche um 1450