Schulgeschichte
Nur wenig ist über die Anfänge des
mittelalterlichen Schulwesens in Montabaur
bekannt. Wahrscheinlich gab es bereits im 13.
Jahrhundert eine erste Lateinschule. Obwohl es
sich um eine städtische Schule handelte war sie
eng mit der Kirche verbunden.
Wie es im Hochmittelalter an den damaligen
Domschulen üblich war, wurde auch hier in
Latein unterrichtet. Die Lateinschule in
Montabaur muss gute Lehrer gehabt haben,
denn schriftliche Unterlagen bezeugen, dass
viele Schüler anschließend an zahlreichen
Universitäten in ganz Deutschland
eingeschrieben waren.
Die meisten Kinder gehörten wahrscheinlich
eher zur städtischen Mittel- und Oberschicht
und werden die Schule nur wenige Jahre
besucht haben. Die meisten Kinder der
damaligen Zeit gingen nicht in die Schule und
konnten demnach auch nicht lesen und
schreiben. Man benötigte diese Kompetenzen
im Alltag einfach nicht.
Über die Bildung der Mädchen in Montabaur ist
nur wenig bekannt. Manche Quellen vermuten,
dass Mädchen und Jungen zusammen in der
Latein- und späteren Elementarschule
unterrichtet wurden. Historisch betrachtet ist
diese Annahme jedoch eher unwahrscheinlich.
Gerade die Kirche, welche großen Einfluss auf
die mittelalterliche Bildung hatte, zeigte bis
nach der Reformation kaum Interesse,
Mädchen zu unterrichten und verwehrten
Frauen jede Art der Bildung. Beispielsweise
bezeichnete Thomas von Aquin (*1225, †1274)
die Frau als unvollkommenen Mann. Mädchen
und Frauen waren vom Amt als Priester
ausgeschlossen (in der katholischen Kirche bis
heute) und benötigten daher auch keine
Bildung. Stattdessen sollten sie sich um Haus,
Hof und den Nachwuchs kümmern, sodass der
Mann arbeiten konnte.
Mit der Reformation veränderte sich das
Schulwesen in Deutschland umfassend, nicht
nur in den protestantischen Gebieten, sondern
auch in den katholisch geprägten Regionen
wurde Deutsch zunehmend Unterrichtssprache
und Kinder beider Geschlechter wurden
flächendeckend unterrichtet.
Im Jahr 1680 wird die Mädchenschule in
Montabaur erstmals erwähnt. Allerdings war
der Unterrichtsstoff noch weiterhin nicht auf
dem gleichen Niveau, wie auf der
Jungenschule. Bis ins 20. Jahrhundert war es
vielen Mädchen verwehrt, eine höhere
Schulbildung zu genießen, geschweige denn an
einer Universität zu studieren. Mädchen wurden
in „katholischer Religion, Lesen, Schreiben und
Rechnen unterrichtet, sowie in Nähen, Stricken
und Sonstigen dem weiblichen Geschlecht
anständigen Arbeiten“
1
. Es zeigt das damalige
Verständnis von Bildung für Mädchen und die
Überheblichkeit von Männern, die bis heute
oftmals mitschwingt. In diesem archaischen
Grundverständnis liegen die Probleme der
Gleichberechtigung von Frauen und Männern
bis heute.
Wo genau sich die erste Lateinschule
Montabaurs befand, ist unbekannt. Bis heute
sind mehrere ehemalige Schulgebäude
erhalten. Zunächst wurden die Lateinschüler in
der Kirche bzw. im Pfarrhaus unterrichtet.
Zeitweise wurden sie auch in der ehemaligen
St. Anna Kapelle beschult (vgl. Station 11).