Fachwerkkonstruktion

Der Fachwerkbau zählt zu den ältesten Bauformen der Menschheitsgeschichte, seit der Jungsteinzeit errichtete man Gebäude mit Holzverstrebungen. Die Fachwerkhäuser unserer Innenstädte haben jedoch kaum etwas mit vorzeitlichen und antiken Fachwerkbauten gemein. Die heutige Fachwerkbauweise entwickelte sich erst ab dem Mittelalter. Zunächst baute man in der sogenannten Ständer- oder Geschossbau- weise. Als Ständer werden alle senkrecht stehenden Balken eines Fachwerkhauses bezeichnet. Im Laufe des Mittelalters benötigte man jedoch immer höhere Häuser, um Wohnraum zu schaffen. Also entstand im Laufe des 15. Jahrhunderts die sogenannte Stockwerk- bauweise, auch als Rähmbauweise bezeichnet. Damit war die Konstruktion nicht mehr von der Länge eines Baumstammes bzw. Balkens abhängig, sodass höhere und größere Fachwerkbauten entstehen konnten. Um diese grundlegende Konstruktion noch zu verstärken, entstanden unterschiedlich geformte Verstrebungen in der Holzkonstruktion, um dem Bau eine noch höhere Stabilität zu geben. Die beiden hier stehenden Fachwerkbauten aus dem 17. Jahrhundert wurden in der Stockwerkbauweise errichtet, wie man an den Balken gut erkennen kann. Zusätzlich kamen verschiedene Verstrebungen zum Einsatz, um die Stabilität zu verbessern. Nimm dir einen Moment Zeit und entdecke das Fachwerk etwas genauer.
Fachwerkhaus Kirchstraße 48 mit floralen [1] und säulenförmigen [2] Eckständern. Die Trauben erinnern an die Zeit, als Montabaur eine bedeutende Weinregion im oberen trierischen Erzbistum war. Der Schweifgiebel des Zwech- hauses [3] ist reich verziert. Bei den zwei Drachen [4] könnte es sich um ein Symbol der eigenen Stärke handeln oder um Hausgeister (Drak), die dem Volksglauben nach, dem Bauern eine reiche Ernte bescheren sollten.
2 3 1 4
Das Fachwerkhaus Kirchstraße 46 mit zwei zentralen „Hessischen Mannfiguren“ [1], Zwerchhaus mit Schweifgiebel [2], floralen Schnitzereien [3] und säulenförmigen Eckständern [4].
2 3 4 1 1
Die senkrechten Ständer der Innen- und Außenwände tragen die Lasten der Holzkonstruktion. Sie sind immer ein Stockwerk hoch und reichen von der Schwelle bis zum jeweiligen horizontal aufliegenden Rähm .
Bei der Ständerbauweise reichen die Ständer bis unter das Dach und bilden damit das Grundgerüst des Hauses. Durch die Länge der Bäume bzw. durch die Länge der Balken war die Höhe des Hauses vorgegeben.